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Apok. an der Prophetie und von seinem prophetischen Hochgefühl zeugt (s. o. S. 138f.). Anders als 1,1 faßt der Apok. sich in dem Verse mit der ganzen Schar der Propheten zusammen. Mit dem Engel kann hier nur der Schalenengel (17,1; 21,9) gemeint sein, der dem Seher Babel und das himmlische Jerusalem gezeigt hat. Hier findet also „der Engel“ in der Überschrift 1,1 seine bestimmte Erklärung, vgl. den Kommentar zu 1,1-3. 22,7. [καὶ][1] ἰδοὺ ἔρχομαι ταχύ. Aus dieser Wendung geht klar hervor, daß in diesem Verse Christus selbst (anders als 19,9) der Redende ist. Beispiele ähnlichen plötzlichen Übergangs finden sich in IV Esr, wo bald Gott, bald der Engel Gottes redend und offenbarend erscheint. μακάριος ὁ τηρῶν τοὺς λόγους τῆς προφητείας (ein Begriff: „die prophetischen Worte“) τοῦ βιβλίου τούτου. Auch hier kommt in besondrer Weise das Selbstbewußtsein des Propheten zum Ausdruck. „Die prophetischen Worte bewahren“, bedeutet so viel, wie ihren offenbarenden Inhalt gläubig annehmen und im Gedächtnis behalten, vgl. 1,3.

22,8. κἀγὼ[2] Ἰωάννης ὁ βλέπων καὶ ἀκούων[3] (ὁ ἀκούων καὶ βλέπων) ταῦτα. Dan 12,5: „Und ich Daniel schaute“. Hier zum Schluß nennt sich der Apok. noch einmal wie am Anfang. καὶ ὅτε ἤκουσα καὶ ἔβλεπον[4], ἔπεσα προσκυνῆσαι ἔμπροσθεν τῶν ποδῶν τοῦ ἀγγέλου τοῦ δεικνύοντός μοι ταῦτα. Eine einfache Wiederholung des 19,10 Erzählten. Der Engel, der die Vision gezeigt hat, wird unterschieden von dem V. 6 Redenden und mit dem in V. 6 erwähnten Engel identifiziert. Daß hier ein ursprünglich besserer Zusammenhang erst bearbeitet wurde, darauf deutet die Inkonzinnität, daß, nachdem in V. 6 Christus geredet hat, der Seher vor dem „Engel“ niederfällt. Dieser bessere Zusammenhang liegt 19,9f. vor. Hier zeigt sich die Hand des Bearbeiters einer älteren Quelle. 22,9. καὶ λέγει μοι· ὅρα μή· σύνδουλός σού εἰμι καὶ τῶν ἀδελφῶν σου τῶν προφητῶν καὶ[5] τῶν τηρούντων τοὺς λόγους[6] τοῦ βιβλίου τούτου· τῷ θεῷ προσκύνησον. Vgl. 19,10b. Noch deutlicher als dort, wo diese Tendenz nur durch eine unklare Glosse erreicht wurde, tritt hier die Wertung der Prophetie hervor. Der Engel ist Mitknecht des Johannes und der übrigen Propheten, Mitknecht der übrigen Christen nur, insofern sie himmlische Offenbarung besitzen und bewahren.

In den Versen 6-9 nimmt der Apok. also den Abschnitt 19,9-10 vollständig noch einmal auf. Nur führt er hier als Redenden Christus selbst ein und unterscheidet von ihm den Engel, den der Seher anbetet. Auch von hier aus wird es wahrscheinlich, daß der Apok. den Abschnitt 19,9-10 in einer


  1. > An.¹²³⁴ dem. c. Pr.
  2. εγω am. fu. c s¹.
  3. An.(¹)²⁴ c s¹ Dion. b. Eus.; ο ακουων και βλεπων ταυτα d. übr.; (Konformation nach dem folgenden?).
  4. εβλεπον A; εβλεψα ℵ An.¹²⁴; d. übr. και οτε ειδον; da βλέπειν als das ungewöhnlichere Wort den Vorzug verdient, der Apok. aber den Aor. ἔβλεψα nicht kennt, so ist mit A ἔβλεπον zu lesen. Vgl. B. Weiß.
  5. > An.¹³ Pr.
  6. + της προφητείας 38 cle. lips.⁴⁶ c a Pr. (s. V. 7).
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 456. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S456.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)