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(doch beachte das ἀρνίον am Schluß); vielleicht auch den ganzen V. 23 mit seinem ὁ λύχνος αὐτῆς τὸ ἀρνίον (vgl. die Doublette 22,5). In V. 27 haben wir wieder neben der Erwähnung des Lammes eine Doublette (22,3). Aber im einzelnen läßt sich nicht mehr mit Sicherheit entscheiden. Ich gebe deshalb auch meinen Versuch, den ich in der früheren Auflage auf Grund eines als ursprünglich angenommenen Rhythmus angestellt habe, preis.

Es erübrigt noch die Frage, ob das hier als Quelle vorliegende Fragment in einen größeren Zusammenhang mit den übrigen eruierten Fragmenten zusammenzustellen sei. Und da ist schon eben hervorgehoben, daß die Themata: Zerstörung Babels durch den mit den Parthern wiederkehrenden Nero, Drohrede gegen Rom, neues Jerusalem, sich auch sonst — namentlich in der fünften Sibylle — so wie hier neben einander finden. Das deutet vielleicht auf einen ursprünglichen Zusammenhang der drei Gesichte in Kap. 17. 18. 21 hin, zumal diese sämtlich durch die spezifische Figur des Offenbarungsengels zusammengehalten sind, der in der Apk sonst nur noch 10,1-11,13 eine Rolle spielt, so daß wir versucht wären auch dies vierte Stück derselben Quelle zuzuweisen. Aus dieser Quelle würde dann auch das Motiv 19,9-10; 22,6-9 (Anbetung des Engels) stammen. Doch das bleiben Vermutungen, die nur mit allem Vorbehalt aufzustellen sind.

Schluß. 22,6-21.

22,6-9. Die Anbetung des Engels. 22,6. καὶ εἶπέν[1] μοι (das Subjekt ist wahrscheinlich Christus V. 7)· οὗτοι οἱ λόγοι πιστοὶ καὶ ἀληθινοί (19,9; 21,5), καὶ ὁ[2] κύριος ὁ θεὸς τῶν πνευμάτων τῶν προφητῶν ἀπέστειλεν τὸν ἄγγελον αὐτοῦ, δεῖξαι τοῖς δούλοις αὐτοῦ, ἃ δεῖ γενέσθαι ἐν τάχει. „Der Herr, der Gott der Geister, der Propheten“ ist wahrscheinlich eine Erweiterung der in den Bilderreden des Henoch-Buches ständig vorkommenden Bezeichnung für Gott: Herr der Geister, vgl. besonders Hen 39,12. Relig. d. Judent. 315. Das Beiwort, Herr der Geister; sichert Jahwe die absolute Herrscherstellung innerhalb des Engelreiches, das im Glauben des Spätjudentums immer mehr an Bedeutung gewann. In dem Ausdruck τῶν πνευμάτων τῶν προφητῶν liegt nun eine interessante Umdeutung dieses Namens vor[3], die wieder von dem spezifischen Interesse des


  1. λεγει Q Rel., a (exc. An.¹) Konformation nach 19,9.
  2. A; d. übr. >.
  3. So erklärt sich auch die seltsame und archaistische Aussage, daß es mehrere Prophetengeister gibt. Wie aber der Apok. neben den sieben Geistern den einen Gottesgeist (V. 17) kennt, so kennt er auch für gewöhnlich nur einen Geist, der in WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Anmerkung wurde hier vervollständigt den Propheten redet (vgl. die Schlüsse der Sendschreiben). Jene archaistischen Anschauungen sind eben bei ihm einfach herübergenommen.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 455. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S455.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)