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noch Hen 90,20: „Und ich sahe, bis ein Thron aufgerichtet wurde in dem lieblichen Land und der Herr der Schafe sich darauf setzte; und der andre (?) nahm alle die versiegelten Bücher, und er öffnete sie vor dem Herrn der Schafe“. 90,24: „Sie (die gerichteten Engel) gingen an den Ort der Verdammnis, und man warf sie an einen tiefen Ort voll von Feuerflammen und voll von Feuersäulen“. Vlt. IV. 121 verweist auch hier auf die parsische Vorstellung des durch den Feuerstrom vollzogenen Gerichtes. Jedoch ist hier die eranische Vorstellung (Apokatastasis) eine prinzipiell verschiedene.

Exkurs zu Kap. 20. So wie das Kapitel vorliegt, stammt es von dem Apok. letzter Hand. Namentlich in V. 4-6 zeigen sich so deutliche Spuren seiner Schreib- und Denkweise, daß man (mit Sp. u. a.) diesen Abschnitt jedenfalls beseitigen muß, um in Kap. 20 eine Quelle zu finden. Da man jedoch für die Beseitigung des Abschnittes kaum irgendwelche nennenswerte Gründe vorgebracht hat, so wird man umgekehrt eben von V. 4-6 aus das ganze Kapitel beurteilen dürfen. Es zeigen sich außerdem auch mannigfache Berührungen mit den übrigen Teilen der Apk in unserm Kapitel, vgl. V. 2 mit 12,9; V. 10 mit 19,20; V. 11 mit 4,1ff.; V. 12 die Wendung τοὺς μικροὺς καὶ τοὺς μεγάλους; V. 13 mit 6,8; V. 14 die Wendung λίμνη τοῦ πυρός. — Der Apok. vertritt also die Anschauung vom Zwischenreich; wahrscheinlich einem alten Mythus (wenn auch unbewußt) folgend, weissagt er die Fesselung des Satans auf tausend Jahre; nachweislich schließt er sich einer älteren jüdischen Tradition an, wenn er nach dem Zwischenreich die Scharen Gogs und Magogs losbrechen läßt. Charakteristisch und original aber ist seine Weissagung an einem Punkte: Das tausendjährige Reich ist ihm eine Zeit der Märtyrer, in welcher diese den Lohn für ihre Treue im Kampf bekommen. Wieder einmal schauen wir hier der Tendenz und dem innersten Zweck des Apok. bis auf den Grund. Nach dem tausendjährigen Reich schildert er dann endlich die große Totenauferstehung, das allgemeine Gericht und das Ende alles Vergänglichen.


C. Die neue Welt. Schlußwort. Kap. 21,1-8.

21,1-5a Die neue Welt. 21,1. καὶ εἶδον οὐρανὸν καινὸν καὶ γῆν καινήν· ὁ γὰρ πρῶτος οὐρανὸς καὶ ἡ πρώτη γῆ ἀπῆλθον(αν ℵA). Vgl. Jes 65,17; 66,22; Hen 91,15; (45,4.5; 72,1); Jubil 1,29; Slav. Hen 65,6ff.; Apk Bar 32,6 u. ö.; IV Esr 7,75; Mt 19,28; II Pt 3,13. Vgl. Religion d. Judent. 268f. καὶ ἡ θάλασσα οὐκ ἔστιν ἔτι. Parallelen zu dieser Vorstellung finden sich namentlich in der sibyllinischen Literatur, dort hängen sie sichtlich mit der Weissagung eines allgemeinen Weltbrandes zusammen. So heißt es V 158f.: ἥξει δ’ οὐρανόθεν ἀστὴρ μέγας εἰς ἅλα δῖαν καὶ φλέξει πόντον βαθὺν (ähnlich schon IV 179f.). Noch näher verwandt ist V 447: ἔσται δ’ ὑστατίῳ καιρῷ ξηρός ποτε πόντος. Vgl. V 530 und VIII 236. Dieselbe Idee findet sich bereits in der Schilderung des Weltunterganges, Himmelfahrt

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Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 442. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S442.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)