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redivivus ist deutlich[1], auf wen anders würde der Ausspruch passen: er ist der achte und gehört doch zu den sieben! Dstd. wendet zwar ein, daß es in diesem Falle εἷς ἐκ τῶν ἑπτά hätte heißen müssen. Doch ist der Gegengrund keineswegs zwingend, vgl. Apg. 21,8 ὄντος ἐκ τῶν ἑπτά (Hltzm.), und Dstd. liefert seinerseits keine bessere, ja auch nur irgendwie in sich deutliche Erklärung. Bemerkenswert ist nur, daß hier das Tier selbst ausdrücklich mit dem achten Haupt identifiziert wird. Diese Identifikation des einen Hauptes mit dem Tiere, in der Nero redivivus gleichsam als die Inkarnation des römischen Imperiums erscheint, lag, wie wir sehen, bereits dem Zahlenrätsel 13,18 zugrunde und war auch schon 13,3.12.14 angedeutet. Viele Ausleger nehmen nun an, daß in dieser Gleichsetzung des achten Hauptes mit dem Tiere eine Verlegenheitsauskunft vorliege. Der Verfasser dieser Weissagung sei an eine ältere gebunden gewesen, in der sieben römische Könige geweissagt waren, und habe doch einen achten unterbringen wollen und das auf diese Weise versucht. Vgl. Harnack, Chronologie I S. 245f., J. Weiß u. a. Allein wenn der achte eben Nero redivivus war, so war ja diese Schwierigkeit gar nicht vorhanden. Es blieb ja die alte Siebenzahl ruhig stehen (ἐκ τῶν ἑπτά ἐστιν), und das Symbol reichte vollkommen aus. Der Apok. hätte dann nur noch, wie der in Kap. 13, irgend ein besondres Attribut einem der sieben Häupter geben dürfen. Wir werden die hier vorliegenden Schwierigkeiten erst bei der zusammenhängenden Besprechung des Kap. lösen können. καὶ εἰς ἀπώλειαν ὑπάγει fügt der Apok. siegesgewiß hinzu, des Ausgangs des nunmehr beginnenden großen Kampfes sicher.

17,12. καὶ τὰ δέκα κέρατα, ἃ εἶδες, δέκα βασιλεῖς εἰσιν, οἵτινες βασιλείαν οὔπω[2] ἔλαβον, ἀλλὰ ἐξουσίαν ὡς βασιλεῖς μίαν ὥραν (9,5; s. o. S. 164) λαμβάνουσιν μετὰ τοῦ θηρίου. Es liegt hier offenbar eine einigermaßen künstliche Deutung der aus Da 7,24 stammenden zehn Hörner vor, die der Apok., der hier schreibt, sicher den Erfahrungen seiner Zeit entlehnt hat. Die weitaus wahrscheinlichste Erklärung scheint mir nun die Beziehung der Könige auf die Partherfürsten zu sein, deren Ansturm man mit dem zurückkehrenden Nero erwartete (Eichh., de W., Bleek, Lücke u. s. w.). Die genaueren Angaben über die Könige aus dem Osten 16,12 erheben diese Vermutung fast zur Gewißheit. Nach Mommsen V 521 waren die Satrapen der einzelnen parthischen Provinzen durchaus selbständig, wie kleine Könige, und wurden im Ausland als solche angesehen. Man zählt deren 14; auf die genaue Zahl kommt es natürlich hier nicht an. Da lag, wenn man Nero redivivus mit dem θηρίον identifizierte, die Deutung auf die parthischen Satrapen sehr nahe. Vom Standpunkt des römischen Weltreichs aus konnte es natürlich dann auch von diesen Partherfürsten heißen: βασιλείαν οὔπω ἔλαβον. Da sie im Gefolge des Nero erscheinen, so erklärt sich endlich auch der Ausdruck: Sie empfangen eine Macht ὡς βασιλεῖς und nur auf kurze Zeit (μίαν ὥραν), da auch Neros Herrschaft bald


  1. So beziehen Ew., de W., Vlkm., Hilgf., Vischer, Vlt., Sp., Erb., Weyl., Hltzm., Pfleid., Weizs., Schmidt u. a.
  2. ου A fu.
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Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S408.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)