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(21,9), δεῦρο, δείξω σοι τὸ κρίμα τῆς πόρνης (14,8) τῆς μεγάλης τῆς καθημένης ἐπὶ [τῶν] ὑδάτων [τῶν][1] πολλῶν. Von nun an tritt die vorher nicht vorhandene Figur des Offenbarungsengels, der dem Seher seine Gesichte zeigt und deutet, in den Vordergrund der apokalyptischen Komposition. Es kann kein Zweifel sein, daß mit der Hure die Stadt Rom gemeint ist. Sie wird nachher (V. 5 vgl. 16,19) Babylon genannt. In der späteren apokalyptischen Literatur ist der Name Babylon für Rom gebräuchlich: Apk Bar 67,7 „Aufstehen wird der König von Babel, welcher jetzt Zion zerstört hat.“ — Sib. V 143. 159 (s. u.); vgl. I Pt 5,13. Nun ist freilich Rom-Babel nicht an vielen Wassern gelegen, auf den Tiber kann man die πολλὰ ὕδατα unmöglich beziehen, am Meere aber liegt Rom nicht. Das hat den Erklärern von jeher große Schwierigkeiten bereitet. Das Problem löst sich sehr einfach, wenn man eingesehen hat, daß es sich hier wieder nur um Herübernahme einer älteren apokalyptischen Tradition handelt. Jer 51,13 wird das alte Babel als eine an vielen Wassern liegende Stadt beschrieben. Es ist übrigens möglich, daß eine noch ältere apokalyptische Tradition hinter diesem Bild von dem Weibe an den vielen Wassern liegt; vgl. Sib. III 77; V 18; VIII 200; Bousset, Antichrist 62; Gunkel, Schöpfung und Chaos 361.

17,2. μεθ’ ἧς ἐπόρνευσαν οἱ βασιλεῖς τῆς γῆς (Na 3; Apk 18,9), καὶ ἐμεθύσθησαν οἱ κατοικοῦντες τὴν γῆν (nur hier, sonst immer ἐπὶ τῆς γῆς) ἐκ τοῦ οἴνου τῆς πορνείας αὐτῆς. Zu οἶνος πορνείας vgl. 14,8; 18,3. Die Relativkonstruktion ist in der zweiten Hälfte des Satzes unterbrochen. Winer 22,4 A. Durch die verführerische Roma haben sich alle Herrscher der Welt betören lassen.

17,3. καὶ ἀπήνεγκέν με εἰς ἔρημον ἐν πνεύματι. Im Geist, nicht mit Sp. im Sturmwind. Wie 4,2 wird der Anfang einer neuen Vision ausdrücklich hervorgehoben. Babel, das der Verwüstung anheimfällt, schaut der Seher in der Wüste, das vom Himmel kommende Jerusalem auf dem Berg. καὶ εἶδον γυναῖκα καθημένην ἐπὶ θηρίον κόκκινον γέμοντα ὀνόματα[2] βλασφημίας. Es ist nicht mit Dstd., B. Weiß zu lesen γέμον τὰ ὀνόματα; dann müßte „τῆς“ βλασφημίας folgen. γέμοντα ist vielmehr eine recht harte constructio ad sensum. γέμειν wird übrigens nur hier und (halbwegs) V. 4 in der Apk mit dem Genetiv konstruiert. Das Weib erscheint auf einem Tiere sitzend, und dieses oder vielleicht die Decke, auf dem das Weib sitzt, ist scharlachrot, eine Farbe, die nicht die Grausamkeit und das Blutvergießen symbolisieren soll, sondern die üppige Pracht (Sp., Hltzm.). Das Tier Kap. 13 trägt die Lästernamen auf den sieben Häuptern, hier erscheint sein ganzer Leib voll von ihnen. Was mit den Lästernamen hier gemeint ist, ist schwer zu sagen. Eine ältere verschollene apokalyptische oder mythologische Vorstellung mag auch hier vorliegen. ἔχων (ἔχοντα)[3] κεφαλὰς


  1. υδατων πολλων ℵAP An.¹²⁴ 95; των υδατων των πολλων Q Rel. Letztere Lesart erscheint als die schwierigere den Vorzug zu verdienen.
  2. Über die Korrekturen γεμον ονοματα ℵcQ Rel. und γεμον ονοματων An. Hipp.cod. s. Studien S. 4. Den richtigen Text lesen ℵAP.
  3. A Min. εχων; ℵP εχοντα; Q Rel. Hipp. εχον.
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Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S403.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)