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λέγων· πέμψον σου τὸ δρέπανον τὸ ὀξὺ καὶ τρύγησον (Lk 6,44) τοὺς βότρυας τῆς ἀμπέλου τῆς γῆς, ὅτι ἤκμασαν αἱ σταφυλαὶ[1] αὐτῆς[2]. In das hier folgende Bild der Traubenernte mischen sich Züge aus der Joelstelle, Sach 14,4; Jes 63,1ff. δρέπανον bezeichnet im Griechischen sowohl die Hippe, wie das Winzermesser.

14,19. καὶ ἔβαλεν[3] ὁ ἄγγελος τὸ δρέπανον αὐτοῦ εἰς τὴν γῆν, καὶ ἐτρύγησεν τὴν ἄμπελον τῆς γῆς καὶ ἔβαλεν εἰς τὴν ληνὸν τοῦ θυμοῦ τοῦ θεοῦ τὸν μέγαν[4] (vgl. 19,15). Der Wechsel des Genus ist eine einfache grammatische Unregelmäßigkeit, die ihre Erklärung in etwas darin findet, daß auch ὁ ληνός im Gebrauch vorkommt.

14,20. καὶ ἐπατήθη ἡ ληνὸς ἔξωθεν[5] τῆς πόλεως. Das ἔξωθεν τῆς πόλεως steht ohne alle Beziehung, wohl ein Beweis, daß hier ein apokalyptisches Fragment verarbeitet ist. So wie die Andeutung dasteht, kann man schwanken, ob hier Jerusalem unter Rückbeziehung auf Kap. 11, oder Rom—Babel 14,8 gemeint sei. Der Apok. letzter Hand hat vielleicht bereits an Rom gedacht. Dem Gericht außerhalb der Stadt entspräche dann das Gericht über Babel selbst Kap. 17-18. Daß das aber ein künstlich geschaffener Zusammenhang ist, sieht man auf den ersten Blick. Das Gericht findet nach Joel im Tale Josaphat statt, nach Sach 14,4 auf dem Ölberg (vgl. Sibyll. III 667ff.), auf Zion IV Esr 13,35; Apk. Bar. 40,1. καὶ ἐξῆλθεν αἷμα ἐκ τῆς ληνοῦ ἄχρι τῶν χαλινῶν τῶν ἵππων, ἀπὸ σταδίων (Joh 11,18; 21,8) χιλίων ἑξακοσίων. Das Gericht ist nach Jes 63,3 geschildert: καὶ κατεπάτησα αὐτοὺς ἐν θυμῷ μου, καὶ κατέθλασα αὐτοὺς ὡς γῆν, καὶ κατήγαγον τὸ αἷμα αὐτῶν (εἰς γῆν). Eine besonders auffallende Parallele liegt vor Hen 100,1ff.: „Vom Morgengrauen bis Sonnenuntergang werden sie einander hinmorden. Ein Roß wird bis an seine Brust im Blut der Sünder waten und ein Wagen bis zu seiner Höhe einsinken. An jenem Tage werden die Engel in Verstecke herabsteigen und alle Helfer der Sünde an einen Ort zusammenbringen, der Höchste wird sich an jenem Tage des Gerichtes aufmachen, um das große Gericht unter den Sündern zu halten“. Die Maßangabe der Ausdehnung des Blutbades macht besondere Schwierigkeiten. Möglich ist, daß die Zahl nur schematisch ist (40×40), Dstd. Victorin nimmt an, daß diese schematische Zahl die ganze Erde bedeutet: per omnes mundi quattuor partes. Viele sind der Meinung, daß mit der Zahlenangabe die Länge Palästinas gemeint sei (nach Antoninus itinerarium beträgt die Länge Palästinas von Tyrus bis zur ägyptischen Grenze 1664 Stadien, nach Hieronymus, Ep. ad Dard. 160 Milien = 1280 Stadien Dstd., Hltzm.). Die angegebene Länge entspricht auch dem Meerbusen von Suez (Hltzm.). Dieser kann jedoch hier kaum in Betracht kommen.


  1. ηκμασεν η σταφυλη Q Rel. (exc. An.¹²³ 38. 95).
  2. της γης Q Rel. (exc. An.¹²³ 38. 95).
  3. APCQ An.; εξεβαλεν Rel.
  4. Im Archetypus von ℵ An. hat wahrscheinlich folgende Doppel-Korrektur gestanden την (τον) ληνον τον (την) μεγαν (μεγαλην) und ist dann in verschiedener Weise in die einzelnen Handschriften (ℵ An.²⁴⁵ 95 την ... μεγαλην An.¹³ τον ... μεγαν) übergegangen.
  5. εξω ℵ An.² 38 s¹ f Pr. (extra), g a foris extra.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S390.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)