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Geburt und der Himmelfahrt sind im Symbol einigermaßen glücklich dargestellt. Diese Beobachtung führt uns auf die Vermutung, daß der Apok. die Beziehung auf die Geburt und Entrückung Jesu in einen ihm durch die Tradition überlieferten Zusammenhang, der ursprünglich einen ganz andern Sinn hatte, erst eingearbeitet hat. Es kann aber dieses Problem erst in einem größeren Zusammenhang gelöst werden.

12,6. καὶ ἡ γυνὴ ἔφυγεν εἰς τὴν ἔρημον, ὅπου ἔχει ἐκεῖ[1] (s. o. S. 160) τόπον ἡτοιμασμένον ἀπὸ[2] τοῦ θεοῦ (s. o. S. 168), ἵνα ἐκεῖ τρέφωσιν[3] αὐτὴν ἡμέρας χιλίας διακοσίας ἑξήκοντα. Dieser Zug in dem Bilde gibt wieder einen Beweis dafür ab, daß der Apok. sich die ganze Szene im Wesentlichen auf der Erde denkt. Man wird doch nicht eine Wüste im Himmel annehmen wollen. Die 1260 Tage (3½ Jahre) sind apokalyptische Tradition (vgl. 11,3) seit Daniel, sie repräsentieren überall die Zeiten der letzten und höchsten Not. In dem ὅπου ἔχει ἐκεῖ sieht Gunkel, Schöpfung u. Chaos 200,2, ein Anzeichen einer direkten Übersetzung unsres Kapitels aus dem Hebräischen. ... אשׁר שׁם. Notwendig ist dieser Schluß nicht, diese Spracheigentümlichkeit findet sich zerstreut über die ganze Apk, welche als Ganzes jedenfalls keine Übersetzung aus dem Hebräischen ist. Wer das in der Wüste geflohene Weib ernähren soll, wird nicht gesagt: „Damit man sie dort ernähre“ (vgl. 10,11; 11,1). Überhaupt wird hier eine Begebenheit vorläufig nur kurz angedeutet, die dann 12,13ff. ihre weitere Ausführung erhält.

12,7. καὶ ἐγένετο πόλεμος ἐν τῷ οὐρανῷ· ὁ Μιχαὴλ καὶ οἱ ἄγγελοι αὐτοῦ τοῦ[4] πολεμῆσαι μετὰ τοῦ δράκοντος. Es liegt hier eine völlig irreguläre Konstruktion vor, die manche Versuche, zu korrigieren, hervorgerufen hat. Dstd. schlägt vor ἐπολέμησαν zu lesen (s. die lateinischen Versionen), oder den Ausfall eines ἦσαν, ἀνέστησαν vor τοῦ πολεμῆσαι anzunehmen, oder πόλεμος ἐν τῷ οὐρανῷ zu streichen. Gunkel 200,2 streicht ὁ Μιχαὴλ καὶ οἱ ἄγγελοι αὐτοῦ und retrovertiert ins Hebräische: ותהי מלחמה בשׁמים להלחם בתנין. Es ist aber höchst bedenklich, einen so charakteristischen Zug der Erzählung, wie die Einführung des Erzengels Michael hier ist, zu beseitigen und dafür den Torso eines Berichtes stehen zu lassen. Denn nach Gunkels Korrektur der Stelle wird nun gar nicht mehr gesagt, wer die im Himmel Kämpfenden sind. Man kann aber m. E. ohne Korrekturen auskommen, man ergänze ein ἐγένετο vor ὁ Μιχαήλ und nehme ὁ Μιχαὴλ καὶ οἱ ἄγγελοι αὐτοῦ als irregulären Nominativ statt des Akkus., so daß hier nichts weiter als eine irreguläre Konstruktion des Kasus vorliegt, die beim Apok. häufig vorkommt. Der


  1. > C An.¹ 38.
  2. ACP An.¹²⁴ 51. 95; Rel. υπο.
  3. τρεφουσιν ℵC; wohl nur ein Schreibfehler.
  4. ACP An.³ 95 f s² Pr. (Michael et angeli eius ut pugnarent); > του ℵQ Rel.; g. vg. Vict. Tic. επολεμησαν; πολεμουσιν. Es könnte allerdings durch Dittographie das του aus αυτου und danach das πολεμησαι aus πολεμουσιν (επολεμησαν) entstanden sein.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S339.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)