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Ausdruck zurückweisen könnte. Denn ἡ μεγάλη θλῖψις bedeutet mehr als die in Kap. 6 geschilderten Vorwehen, nämlich die furchtbaren Nöte, die unmittelbar dem Ende vorhergehen, die allerletzte Zeit. Von dieser letzten Zeit redete der Seher, wenn er von der Stunde der Versuchung weissagt, die über den ganzen Erdkreis kommen soll (3,10). Diese Zeit der letzten Not aber war für ihn in erster Linie eine Zeit des Martyriums, in der die im voraus bestimmte Zahl der Märtyrer sich vollenden sollte (6,11). So sind denn auch wahrscheinlich die aus der großen Trübsal kommenden diejenigen, die im Martyrium der letzten Zeit bestanden haben. Über die bei dieser Auffassung vorliegende Schwierigkeit, daß der Apokalyptiker hier bereits vorgreifend die allerletzten Ereignisse schaut, wird weiter unten die Rede sein. Hier aber erheben sich außerdem spezielle Bedenken gegen diese Erklärung aus der folgenden Charakterisierung dieser vor Gottes Thron stehenden Schaar: καὶ ἔπλυναν[1] τὰς στολὰς αὐτῶν καὶ ἐλεύκαναν[2] αὐτὰς ἐν τῷ αἵματι τοῦ ἀρνίου. Danach läge es auf den ersten Blick näher, hier die durch das Blut des Lammes erlösten, zur Seligkeit gelangten Christen überhaupt zu verstehen. Aber es läßt sich der Ausdruck auch anders deuten. Dazu zwingt uns der parallele Ausdruck 12,11 καὶ αὐτοὶ ἐνίκησαν αὐτὸν διὰ τὸ αἷμα τοῦ ἀρνίου. Auch dort wird der Sieg der Märtyrer als durch das Blut[3] des Lammes errungen dargestellt. Demgemäß ist hier nicht zu übersetzen: Sie haben ihre Kleider in dem Blut des Lammes gewaschen, sondern durch das Blut. Nicht aus eigener Kraft haben die Märtyrer ihre Kleider im Martyrium gewaschen, d. h. sind durch ihr Martyrium rein von aller Schuld und Gott wohlgefällig geworden, sondern die Kraft dazu haben sie erhalten durch den Erlösungstod des Lammes. Das ἐν τῷ αἵματι gibt die entferntere Ursache an. Etwas anders erklärt Ewald aber in demselben Sinn: sanguine Chr. i. e. caede, quam ob Christi doctrinam, Christi et in hac re exemplar secuti, passi sunt. Zu der hier vorliegenden Opfervorstellung vgl. I Kor 6,11; I Joh 1,7; Hbr 9,14.

7,15. διὰ τοῦτό εἰσιν ἐνώπιον τοῦ θρόνου τοῦ θεοῦ καὶ λατρεύουσιν (22,3) αὐτῷ ἡμέρας καὶ νυκτὸς ἐν τῷ ναῷ αὐτοῦ, καὶ ὁ καθήμενος ἐπὶ τοῦ θρόνου (s.o.S. 165f.) σκηνώσει ἐπ’ αὐτούς. 21,3; Joh 1,14. Wie Gott (die Schechina) nach alttestamentlicher Vorstellung im Tempel wohnt, Lev 26,11; Ez 37,27; Jes 5,5, so thront er hier — er selbst, nicht verhüllt durch eine Rauch- oder Feuer-Säule — über seiner Gemeinde. Das Futurum σκηνώσει deutet übrigens an, daß der Seher sich bewußt ist, ein Bild zu sehen, das der Entwickelung der Dinge vorgreift.

7,16. οὐ πεινάσουσιν [ἔτι][4] οὐδὲ[5] διψήσουσιν ἔτι[6], οὐδὲ[7] μὴ πέσῃ ἐπ’ αὐτοὺς ὁ ἥλιος οὐδὲ πᾶν καῦμα. Jes 49,10: οὐ πεινάσουσιν οὐδὲ


  1. επλατυναν l. (Tisch.) 2. 9. 13. 29. 30. 41. 42. 50. 82. 93. 94. 95. 97. 98.
  2. AP An. (¹)²³ g vg. c s¹² Cypr. (Pr.: et stolas suas candidas fecerunt; >και επλυναν); Q Rel. a. ae. > αυτας.
  3. Zur Übersetzung vgl. den Kommentar zu der Stelle.
  4. > ℵ 36 vg. c s¹² a ae. Cypr. Fulg. Pr. (Konformation nach LXX?).
  5. + μη A 14. 92.
  6. > P An.¹⁴ c s¹ a (Fulg.?).
  7. + ου Q Rel.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. , Göttingen 1906, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S286.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)