Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Male um etwas ganz Verschiedenes. Berührungen mit dem Petrus-Brief sind bereits erwähnt. Hier sei nur darauf hingewiesen, daß der stärkste Anklang an die Versöhnungslehre der Apk sich I Pt 1,18f. findet. Dort finden sich die beiden Bilder vom Lamm und Loskauf neben einander.

5. Vor allem aber sind die Kap. 4-6 den drei ersten in ihrer künstlerisch literarischen Gesamthaltung durchaus ebenbürtig. Die Abhängigkeit von fremden Vorbildern ist naturgemäß größer als bei den Briefen, aber sie ist genau dieselbe wie bei der Menschensohnvision im ersten Kapitel. Und ebenso groß und noch größer ist die Originalität, Kraft und Wucht, mit der unser Apok. den entlehnten Stoff neu zu gestalten gewußt hat. Der Vergleich macht das am besten klar. Wie klar und einheitlich ist die Vision vom Throne Gottes gegenüber der verworrenen Zeichnung des Ezechiel! Was hat der Apok. in der Vision von den vier Reitern aus dem Gesicht des Sacharja von den vier Rosse-Herden gemacht! Wie nüchtern ist die Scene von den Gerechten in ihren Behältern im IV Esra und wie plastisch ist die entsprechende Vision des fünften Siegels! Die Visionen vom Throne Gottes, von der Eröffnung des Buches durch das Lamm, von den vier Reitern, den Seelen unter Gottes Thron haben im alten und neuen Testament, wie in der spät-jüdischen Literatur kaum irgendwie ihres Gleichen. Auch der Aufbau des Ganzen ist prachtvoll. Zuerst ein großangelegtes ruhiges Bild: Gott im Himmel thronend, umgeben von seinen Trabanten. Dann eine zweite große Szene voller Spannung. In Gottes offener Hand ruht das Geheimnis der Zukunft, das versiegelte Buch, und niemand im ganzen weiten Rund der Schöpfung kann die Siegel des Geheimnisses lösen. Da tritt in den Kreis eine neue gewaltige, geheimnisvolle Gestalt, das geschlachtete Lamm, und ihm allein ist die Macht über das Geheimnis gegeben. In mächtigen Hymnen löst sich die Spannung auf, und nun beginnt das Lamm die Siegel zu lösen, und in stürmischer Bewegung rauschen und brausen die Ereignisse vorüber, bis nach dem sechsten Siegel eine Ruhepause eintritt.


D. Intermezzo und siebentes Siegel. Kap. 7-8,1.

Erstes Intermezzo. Die Versiegelung der 144000 7,1-8. 7,1. [καὶ][1] μετὰ τοῦτο[2] εἶδον τέσσαρας ἀγγέλους ἑστῶτας ἐπὶ τὰς τέσσαρας γωνίας τῆς γῆς. Die Frage, ob gute oder böse Engel gemeint seien, ist überhaupt kaum aufzuwerfen. Es sind die Engel, die speziell über die vier Winde gesetzt sind, gemeint. Zur Vorstellung derartiger Elementarengel vgl.


  1. > AC vg. (c) Pr.
  2. ταυτα P An. vg. s² a Pr., Korrektur nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch der Apk.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. , Göttingen 1906, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S279.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)