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ἐν zur Bezeichnung des leblosen Werkzeuges, ὑπό dagegen bei den selbsttätigen Tieren. ὑπό beim Aktiv ist recht ungewöhnlich. Die viergliedrige Aufzählung der Plagen stammt aus Lev 26,22f.; Ez 5,17; 14,21; (33,27), während bei Jeremias (s. die Stellen zu 6,2) ständig eine dreigliedrige befolgt ist (es fehlen hier die wilden Tiere). Vgl. noch: Ps Salom 13,2f.: ἔσωσεν ἡμᾶς ἀπὸ ῥομφαίας διαπορευομένης, ἀπὸ λιμοῦ καὶ θανάτου ἁμαρτωλῶν. θηρία ἐπεδράμοσαν αὐτοῖς πονηρά (vgl. Mt 24,7). θάνατος ist in diesem Zusammenhang gleich dem hebräischen דֶּבֶר‎, das die LXX ständig mit θάνατος übersetzt. Diese Weissagung verheerender epidemischer Krankheiten, in deren Gefolge wohl die in den verödeten Gegenden auftretenden Tiere zu denken sind, ist nun das eigentlich Neue in diesem Abschnitt. Ursprünglich war denn wohl auch der vierte Reiter als Pestengel von dem Apokalyptiker gedacht. Das hat sich aber durch die Aufzählung der verschiedenen Todesarten in 8b verwischt. Eine zeitgeschichtliche Deutung verbietet hier wieder von vornherein die ganz allgemein gehaltene Schilderung. So wollen wir auch hier auf einen Überblick über die Epidemien des ersten christlichen Jahrhunderts, welche uns die Exegeten liefern, verzichten.

Wir verweilen einen Augenblick noch bei der wundervollen Vision der vier apokalyptischen Reiter. Bis ins einzelne konnten wir dem Apok. seine Mittel nachrechnen, mit denen er gearbeitet. Aber mit diesen Mitteln hat nun ein Künstler ein Bild geschaffen, das zu verschiedenen Zeiten die Phantasie der allergrößten Maler gefangen genommen hat. Aus den Rosseherden des Sacharja hat er — vielleicht auch bereits einer Tradition folgend — einzelne Rosse gemacht. Sie werden ihm zu Symbolen der ihm sonst überlieferten apokalyptischen Plagen. Er schaut sie nicht mit einem Male, sondern läßt sie eines nach dem andern an den Blicken der Leser vorüberziehen. Die stereotype Handlung der Siegelöffnung spannt jedes Mal die Aufmerksamkeit von neuem. Den Rossen hat er Reiter gegeben, und Roß und Reiter sind zu einem Bild von einem Guß verschmolzen. Jedes Bild ist mit einfachen Strichen gezeichnet, man kann es mit einem Blick überschauen. So ziehen in prachtvollem Ansturm, in einem Schwall und Prall die visionären Reiter an der Seele des Lesers vorüber und füllen sie mit Staunen und Grausen.

6,9-11. Fünftes Siegel. 6,9. καὶ ὅτε ἤνοιξεν τὴν πέμπτην σφραγῖδα[1], εἶδον ὑποκάτω τοῦ θυσιαστηρίου τὰς ψυχὰς[2] τῶν ἐσφαγμένων διὰ τὸν λόγον τοῦ θεοῦ καὶ „διὰ τὴν“[3] μαρτυρίαν[4], ἣν εἶχον. Einig ist man in der Erklärung dieses Verses darüber, daß mit den Geschlachteten die Märtyrer gemeint sind, die um der Sache Gottes willen den Tod erlitten haben. Da die Märtyrer als Gott geweihte Opfer betrachtet werden, das Blut der Opfertiere aber an den Fuß (Lev 4,7 אֶל־יְסוֹד‎; LXX παρὰ τ. βάσιν) des Brandopferaltars θυσιαστηρίου ausgegossen wurde und in dem Blute die Seele sich befindet (vgl. die zum Opferkultus gehörigen


  1. την σφραγιδα την πεμπην ℵ 14. 92 cle. dem. lips.⁵⁶ tol., Konformation nach dem vorhergehenden.
  2. + των ανθρωπων ℵP An.
  3. > A tol. c Cypr. Pr., die Wiederholung der Präposition entspricht dem Sprachgebrauch der Apk s. o. S. 168.
  4. + του αρνοιυ Q Rel.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S269.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)