Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

μεγάλη. Richtig wird von den meisten Auslegern der zweite Reiter als Symbol des Krieges und des Blutvergießens aufgefaßt. Falsch ist die Beziehung auf Christenverfolgung. Wir haben hier dann aber eine ganz und gar stereotyp gewordene Weissagung, vgl. Mk 13,8; Mt 24,7;. Sib. III 156; IV Esr 6,24; 13,31; Apk. Bar 70,1ff. (Sp.), die zeitgeschichtlich nicht gedeutet werden darf. Es ist daher auch kaum nötig, hier die verschiedenartigen Ratversuche auch moderner Exegeten zu registrieren. Kriege hat es ja in der Tat in damaliger Zeit recht viele gegeben. — Erwähnt mag die Auslegung Hltzm.s werden, der hier das den Frieden von der Erde nehmende römische Weltreich symbolisiert findet, so daß die beiden ersten Reiter die damaligen beiden Weltreiche repräsentierten. Aber nach dem oben bemerkten gehören offenbar die drei letzten Reiter zusammen (Krieg, Hungersnot, Pest). Nach der richtigen Deutung des Symbols ist dann auch zu übersetzen: und es wurde ihm gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen. Denn an das „Land“ Palästina ist hier nicht gedacht (vgl. den häufig wiederkehrenden Ausdruck κατοικοῦντες ἐπὶ τῆς γῆς). Das ἵνα ἀλλήλους σφάξουσιν hängt endlich von dem ἐδόθη ab; über ἵνα mit dem Indic. Fut. s. o. S. 171.

6,5-6. Drittes Siegel. 6,5. καὶ ὅτε ἤνοιξεν τὴν σφραγῖδα τὴν τρίτην, ἤκουσα τοῦ τρίτου ζῴου λέγοντος (ἀκούειν c. Gen. der Person s. S. 163), ἔρχου. καὶ εἶδον· καὶ ἰδοὺ (vgl. V.2) ἵππος μέλας. Offenbar will der Apokalyptiker im Folgenden die Plage der Hungersnot symbolisieren. Er wählte als Symbol der verderben- und todbringenden Plage das schwarze Roß. καὶ ὁ καθήμενος ἐπ’ αὐτὸν ἔχων ζυγὸν ἐν τῇ χειρὶ αὐτοῦ. ζυγός ist der Wagebalken, welcher die beiden Wagschalen verbindet (Prv 16,11), dann die Wage überhaupt. Vgl. Ez 4,16; Lev 26,26. Weshalb dem dritten Reiter eine Wage gegeben wird, erhellt aus dem Folgenden. 6,6. καὶ ἤκουσα ὡς[1] φωνὴν ἐν μέσῳ τῶν τεσσάρων ζῴων λέγουσαν. Nach Dstd. soll das ὡς andeuten, daß dem Seher unbekannt blieb, von wem die Stimme ausgegangen sei. Jedenfalls gehört dies ὡς zum Stil des Apokalyptikers; vgl. das zu 4,8 Bemerkte, zu ὡς φωνήν vgl. 5,11; 19,1.6. Die Meinung von Dstd. und B. Weiß, daß die Erklärung dieser über die Kreatur verhängten Plage aus der Mitte der Cheruben hervorgehe, weil diese die Vertreter und Repräsentanten des Naturlebens seien, scheitert erstens daran, daß diese Bedeutung der Cheruben gar nicht feststeht, zweitens daran, daß die Stimme nicht von den Cheruben ausgeht, sondern aus deren Mitte herkommt. Es könnte für ἐν μέσῳ τῶν ζῴων etwa auch ἐν μέσῳ τοῦ θρόνου hier stehen. Wenn man überhaupt die Frage erheben will, wer hier spricht, so könnte man am ersten an das Lamm denken. χοῖνιξ σίτου δηναρίου καὶ τρεῖς χοίνικες κριθῶν[2] δηναρίου[3]. Diese Worte geben die Höhe der Teuerung an, sie sind gedacht als ein zum Kauf lockender Ruf. χοῖνιξ ist das tägliche Speisemaß für eine Person,


  1. ACP An.(¹) g vg.; die übr. > (s. das zu 5,11 Bemerkte).
  2. κριθων ℵACP An.¹(²) s²; Q Rel. vg. κριθης.
  3. του δηναριου A; B. Weiß setzt diese Variante in den Text.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S267.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)