Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schwierigkeiten: einige Ausleger erklären als wirkliches Fut., die meisten schreiben dem Tempus frequentative Bedeutung zu (jedesmal wenn, so oft). Alle Schwierigkeiten lösen sich, wenn man δώσωσιν liest, und dies als einen ungewöhnlichen Konj. Aor. faßt; s. o. S. 171. 4,10. πεσοῦνται οἱ εἴκοσι τέσσαρες πρεσβύτεροι ἐνώπιον τοῦ καθημένου ἐπὶ τοῦ θρόνου καὶ προσκυνήσουσιν τῷ ζῶντι εἰς τοὺς αἰῶνας τῶν αἰώνων (V. 9). Das Attribut Gottes ζῶν (εἰς τοὺς αἰῶνας τῶν αἰώνων) ist in der spätjüdischen Literatur sehr gebräuchlich (Bousset, Rel. d. Judentums 293). Es findet sich außer in diesen beiden Versen 10,6; 15,7; (7,2), auf Christus übertragen 1,18. Beachte die weitschweifige Art der Wiederholung der Schilderung in V. 9.καὶ βαλοῦσιν[1] τούς στεφάνους αὐτῶν ἐνώπιον τοῦ θρόνου. Wtst. macht auf Tacit. Annal. XV 28 aufmerksam: ad quam (effigiem Neronis) progressus Tiridates sublatum capite diadema imagini subjecit. λέγοντες· 4,11 ἄξιος εἶ ὁ[2] κύριος καὶ ὁ θεὸς ἡμῶν[3] (über den Nominativ an Stelle des Vokativs s. o. S. 164) λαβεῖν τὴν δόξαν καὶ τὴν τιμὴν καὶ τὴν δύναμιν. Gott hat das Recht, das, was sein ist, Preis, Ehre und „Macht“, auch sich zu eigen zu nehmen (Dstd.). ὅτι σὺ ἔκτισας τὰ πάντα καὶ διὰ τὸ θέλημά σου (wohl einfach mit „durch deinen Willen“ zu übersetzen, Vermeidung des Dat. medialis s. o. S. 163 und Joh 6,57; Winer 49 c) ἦσαν καὶ ἐκτίσθησαν[4]. Das ἦσαν macht Schwierigkeiten. Es ist nicht zu übersetzen: sie traten ins Dasein (de W.), auch ist ἦσαν nicht gleich ἐγένετο. Die Vorstellung geht auf den Moment der Schöpfung mit lebendiger Anschaulichkeit zurück (vgl. das ἔκτισας vorher), da waren alle Dinge, die vorher nicht waren (Dstd.). In ungeregelter Darstellung wird dann nachträglich das Moment, auf dem das ἦσαν beruht, hinzugefügt: sie wurden geschaffen. Zu der Hervorhebung der Schöpferwürde Gottes vgl. das zu 10,6 Bemerkte und 14,7. Vgl. zu V. 9ff. Henoch 9,4f.: „Du bist der Herr der Herren und der Gott der Götter ... Dein Name ist heilig und in aller Welt gepriesen. Denn Du hast alles gemacht“.

Wir vergegenwärtigen uns noch einmal das ganze glänzende Bild. Mit wie wuchtigen, knappen und klaren Strichen ist es gezeichnet, besonders im Vergleich mit der unklaren, verworrenen, allerdings teilweise reicheren Darstellung des Ezechiel! Und mit welcher Pracht der Phantasie, namentlich auch in der Farbengebung! Der auf dem Throne Sitzende in der Herrlichkeit von Diamant und rotem Edelstein leuchtend, die 24 Ältesten in weißen Kleidern mit goldenen Kronen. Davor das krystallene Meer; und sieben brennende Feuerfackeln und Leuchten der Blitze und gewaltiges Rauschen der Donner. Dann endlich die vier wunderbaren Wesen unter dem Gottesthron, über und über mit leuchtenden Augen besäet! Das Bild hat aber auch als


  1. βαλλουσι ℵQ An.¹² (Pr. mittentes), wohl ein einfacher Schreibfehler.
  2. κυριε ο θεος ημων P An.¹²⁵ g fu. cle. dem. tol. c a ae pr.; ℵ 31 κυριε ο κυριος κ. ο. θ. η.
  3. Q Rel. s² a + ο αγιος; > ℵAP An.¹²⁵ g vg. s¹ c Pr.
  4. Die Handschriften korrigieren in verschiedener Weise: P An. εισιν; Q 14. 38. 51 ουκ ησαν; nur εκτισθησαν 36 Pr.; nur ησαν A.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S253.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)