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der einzelnen Sendschreiben. 3) Dieselben heben sich von den übrigen Ausführungen der Sendschreiben durch ihre dunkle und rätselhafte Form ab, stehen vielfach zu späteren Teilen der Apk in Beziehung und finden dort erst ihre Erklärung (vgl. 2,7 mit 22,2; 2,11 mit 20,6.14; 21,8; 2,17 mit 19,12; 22,4; 2,26f. mit 12,5; 19,15; 20,4; 2,28 mit 22,16; 3,12 mit 21,10; 22,4; 3,20 mit 19,9; 3,21 mit 20,4). 4) Dagegen haben die Briefeingänge alle eine deutliche Beziehung auf den Inhalt des folgenden Sendschreibens (vgl. 2,1 u. 5; 2,8 u. 10; 2,12 u. 16; 2,18 u. 23; 3,7 u. 8; 3,14 u. 19) und finden ihre Erklärung fast alle in den Abschnitten 1,4-6 und 1,10-20 (Ausnahme 3,7, wo übrigens doch eine Anlehnung an 1,18 vorhanden ist). 5) Es finden sich gerade hier sehr starke Reminiscenzen an synoptische Herrenworte vgl. 3,5 mit Mt 10,32; Lk 12,8; 3,20f. mit Lk 22,29f.; Mt 19,28. ὁμολογεῖν 3,5 ist ein für den Schreiber der Kapitel ungewöhnlicher Ausdruck. 2,17 ist gar von Joh 6,49ff. abhängig. Ebenso erinnert das wiederholte νικᾶν an den johanneischen Sprachgebrauch und an den sonstigen Gebrauch des Redaktors. 6) Besonders verdächtig aber ist die wiederholte Formel: τί τὸ πνεῦμα λέγει ταῖς ἐκκλησίαις. Der in den Briefen redende Herr wird hier identifiziert mit dem Geist. Das scheint sich kaum mit der für dieses Stück so außerordentlich charakteristischen Anschauung von den sieben Geistern zu vertragen 1,4; (2,1); 3,1. Endlich verrät sich auch in der Mahnung: Wer Ohren hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt, der Zweck der vorgenommenen Redaktion. Derselbe Schriftsteller, der die Mahnung 1,3 schrieb, wendet sich auch hier an jeden Hörer der Offenbarung. Da das Buch als ganzes vom Redaktor schon zum Zweck kirchlicher Vorlesung bestimmt war, so mußte er den Sendschreiben zum Schluß eine solche allgemein kirchliche Wendung geben. — Der Kritik von Sp. ist im großen und ganzen dann Erbes gefolgt, nur wollte er den Schluß des siebenten Sendschreibens als echt halten. Auch J. Weiß 36f. folgt Sp. W. betont besonders, daß hier das wiederholte τί τὸ πνεῦμα λέγει dem Redaktor gehöre, der auf die von ihm herausgegebene Prophetie hinweise, und der sich nicht mehr an die einzelnen Gemeinden, sondern an die Gesamtkirche wende.

Gegen Sp.s Theorie lassen sich folgende Einwände erheben. 1) Die stereotype Form der Briefausgänge spricht nicht gegen ihre Echtheit (vgl. die Eingänge der Briefe). Daraus, daß durch die verschiedene Anordnung des Schlusses die Sendschreiben in 3 + 4 abgeteilt werden, läßt sich zunächst nur der Schluß ziehen, daß hier dieselbe Hand tätig war, welche die gesamte Apk schrieb. 2) Einige Briefschlüsse haben doch eine Beziehung zu dem Vorhergegangenen, so die Verheißung des Mannaessens 2,17 zu dem Verbot des Essens der εἰδωλόθυτα die Verheißung, den Namen nicht auszulöschen; 3,5 zu 3,1 (ὄνομα ἔχεις ὅτι ζῇς καὶ νεκρὸς εἶ); 3,12 die Verheißung des ἔξω οὐ μὴ ἐξέλθῃ ἔτι zu 3,7 (ὁ ἔχων τὴν κλεῖν Δαυείδ). Auch J. Weiß hält 36,1 dies Argument Sp.s für nicht beweisend. 3) Die vielen Beziehungen der Briefschlüsse zu späteren Partien der Apk beweisen zunächst doch nur, daß diese und die Sendschreiben von einer Hand stammen. Eine wirklich nachträgliche Erklärung in späteren Partien findet übrigens höchstens der Begriff des δεύτερος θάνατος. 4) Auch bei den Briefeingängen ist die Beziehung

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S235.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)