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diese Frage erst weiter unten entschieden werden. Jedenfalls sind diese Verse von dem Apok. letzter Hand geschrieben. Dafür spricht die in derselben oder ähnlichen Form immer wiederkehrende plerophorische Einführung des Gottesnamens, der Ausdruck παντοκράτωρ, die Verwandtschaft von V. 7 mit Joh 19,37; daß das Epitheton ἄλφα καὶ ὦ 22,13 auch auf Christus angewandt wird, gibt keinen Grund zu kritischen Bedenken. Die Verse 7-8 durchbrechen den Zusammenhang zwar störend. Aber es ist kein Grund abzusehen, weshalb nicht der Apokalyptiker sich hier unterbrochen haben könnte, um in einem kurzen Motto den Inhalt seiner Schrift zu charakterisieren und auf den hohen Ernst und die Bedeutung des Geweissagten hinzuweisen.


I. Der ermahnende Teil 1,9-3,22.

1,9-20. Die einleitende Vision. 1,9. ἐγὼ Ἰωάνης. (Zu dem ἐγώ vgl. Dan 7,2.15.28 u.ö. IV Esr 3,1; Hen 12,3 u. ö.) ὁ ἀδελφὸς ὑμῶν καὶ συγκοινωνός[1] (die beiden Ausdrücke „Bruder und Genosse“ gehören eng zusammen, weshalb auch der Artikel zwischen ihnen fehlt; zu συγκοινωνός vgl. Verbum 18,4. Über diese Selbstbezeichnung des Schriftstellers s. d. Einl. S. 35ff.) ἐν τῇ θλίψει καὶ[2] βασιλείᾳ καὶ ὑπομονῇ ἐν Ἰησοῦ[3]. Mit θλῖψις ist die Bedrängnis der letzten Zeit gemeint 2,9.10; 7,14, mit βασιλεία die messianische Herrschaft (das irdische Reich Gottes), ὑπομονή ist das beide vermittelnde sittliche Moment (vgl. 2,2.3.19; 3,10; 13,10; 14,12). ἐν Ἰησοῦ ist wie gewöhnlich im NT zu deuten: „in der Lebensgemeinschaft mit Jesus“ und bezieht sich, weil es sich um eine Lebensbetätigung der Gläubigen in der Gemeinschaft mit Jesus handelt, nur auf ὑπομονή und nicht auf θλῖψις und βασιλεία (vgl. II Th 3,5 ὑπομονή τοῦ Χριστοῦ). Gleich in der Einleitung kommt die Stimmung, in welcher der Apok. schreibt, zum Ausdruck. Es ist Kampfes- und Verfolgungszeit. Aber in trotzigem Mut stellt er die gegenwärtige Not und die künftige Herrlichkeit als zwei zusammengehörige Pole hart neben einander und schließt sich in alledem eng mit der Gemeinde der Gläubigen zusammen. ἐγενόμην ἐν τῇ νήσῳ τῇ καλουμένῃ Πάτμῳ διὰ τὸν λόγον τοῦ θεοῦ καὶ [διὰ][4] τὴν μαρτυρίαν Ἰησοῦ[5]. Es sind hier verschiedene Erklärungen möglich. Vielfach wird angenommen, daß sich die kurze Wendung auf das Patmosexil des kleinasiatischen Johannes beziehe. Die Stelle besagt dann, daß Johannes wegen der Verkündigung des Evangeliums nach Patmos verbannt sei. Aber es erhebt sich die Frage, warum der Apok., wenn er dies meinte, es nicht deutlicher zum Ausdruck brachte, warum er

  1. CPQ Orig. An.; alle anderen κοινωνος.
  2. και εν τη βασιλεια P An.
  3. CP 38 g am. fu. tol. c s¹ Orig.; εν Χριστω Ιησου Q Rel. a f cle. harl. lips.⁴ (s²); εν χριστω A; ιησου χριστου An.¹² Pr. Der Sprachgebrauch der Apk (s. o. S. 176f.) macht die Entscheidung für Ιησους sicher.
  4. > δια A C An. vg. c Dionys. Pr.
  5. + Χριστου Q Rel s¹² c a ae. Pr.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S191.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)