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1,4-6 Adresse und Segen.

4. Ἰωάνης ταῖς ἑπτὰ ἐκκλησίαις ταῖς ἐν τῇ Ἀσίᾳ. Besondere Schwierigkeit macht hier der bestimmte Artikel. Völter (vgl. ²12, ³441, ⁴49), der die Verse 4-6 ganz aus ihrem Zusammenhang mit V. 9 löst, nimmt an, daß sein Urapokalyptiker, dem er V. 4 – 6 zuspricht, in einer Zeit geschrieben habe, in der es nur sieben kleinasiatische Gemeinden gegeben habe. Diese Meinung steht und fällt mit dem Recht der Völterschen Quellenscheidungen. Wenn dagegen Spitta, der den V. 4 in seinem Zusammenhang mit V. 9 beläßt, ebenfalls der Meinung ist (S. 19), die genannten Städte hätten gleichsam eine Heptapolis in Kleinasien gebildet, (vgl. die Dekapolis im Ostjordanland), so ist dagegen einzuwenden, daß dann so wichtige altchristliche Zentren, wie Colossae und Hierapolis u. a., nicht fehlen durften. — Man wird daher bei der Annahme bleiben müssen, daß der bestimmte Artikel hier im voraus auf 1,11 verweist (vgl. S. 174), wo die sieben Städte genannt werden. Dann ist es freilich von vornherein klar, daß wir es nicht mit wirklichen Briefen in den Sendschreiben zu tun haben, die Briefform ist nur fingiert. Der Apokalyptiker richtet seine Ermahnungen an eine heilige Siebenzahl von Städten, und welche er meint, sagt er erst nachher. So verfährt niemand in einem wirklichen Sendschreiben. Gerade an sieben Gemeinden schreibt er wegen der Heiligkeit der Siebenzahl. — Unter Ἀσία ist natürlich das prokonsularische Asien zu verstehen. Man bemerke noch, daß die genannten sieben Städte sämtlich Gerichtsstädte waren (Holtzmann. Marquardt, römische Staatsverwaltung I 340 – 42).

χάρις ὑμῖν καὶ εἰρήνη ἀπὸ ὁ[1] ὢν καὶ ὁ ἦν καὶ ὁ ἐρχόμενος 1,8; 4,8. Bemerkenswert ist, daß in dem Friedensgruß, den man übrigens kaum paulinisch nennen darf (Sp., Vlt.) noch nicht ἔλεος vorkommt, wie I II Tim. II Joh. ἀπὸ ὁ ὤν (vgl. namentlich noch ὁ ἦν, was nicht in ὃς ἦν umzudeuten ist) ist vielleicht beabsichtigte grammatische Härte. Es liegt eine erhabene Feierlichkeit in dem undeklinierten Gottesnamen. — Vgl. LXX Ex 3,14 ἐγώ εἰμι ὁ ὤν Jes. 41,4. Vielleicht liegt hier eine sonst schon geläufige Ausdeutung des Jahwenamens vor. Targum Hierosol. zu Ex 3,14: qui fuit, est et erit, dixit mundo; Targum Jonathan zu Dtn 32,39: ego ille, qui est et qui fuit et qui erit; Schemoth Rabba III 105b; Midrasch Tehillim 117b; Bereschith Rabba LXXXI (s. Wtst). Stellen aus griechischen Autoren, in welchen Zeus, Athena, Asklepios mit denselben Prädikaten bedacht sind s. bei Wtst. — Unerwartet kommt gegenüber sämtlichen Parallelen der Ausdruck ὁ ἐρχόμενος (Mt 11,3; Hbr 10,37), er ist nicht gleichbedeutend mit ὁ ἐσόμενος, sondern mit bestimmter Beziehung auf den Inhalt der Apk gewählt (Dstd.).

καὶ ἀπὸ τῶν ἑπτὰ πνευμάτων. Durch die Einführung der sieben Geister an dieser Stelle entsteht eine der merkwürdigsten trinitarischen Formel, zu der als Parallele höchstens Justin, Apol. I 6 anzuführen wäre: ἀλλ’ ἐκεῖνόν τε καὶ τὸν παρ’ αὐτοῦ υἱὸν ἐλθόντα ... καὶ τὸν τῶν ἄλλων ἑπομένων


  1. c.AC An.; απο θεου ο ων Q Rel. Pr. Vict. offenbare Korrektur.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S184.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)