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Nachdem so die Versuche der Quellenscheidung in der Apk von ihrem eignen angesehensten Vertreter aufgegeben waren, stand die literarische Einheit der Apk lange Zeit als Axiom fest, und man konnte sich kaum genugtun in der Bewunderung der Planmäßigkeit und Einheitlichkeit der Apk.

Da trat plötzlich Völter — nach Anregungen seines Lehrers Weizsäcker (vgl. Theol. Lt. Zt. 1882 78f.) — mit einer bis ins einzelne gehenden Quellenscheidung der Apk auf und verteidigte dieselbe, allerdings unter fortwährender Abänderung und weiterem Ausbau, in einer ganzen Reihe von Schriften[1]. In einem wichtigen Punkt ist V. sich von Anfang an gleich geblieben: in der Rekonstruktion der apok. Grundschrift, die nach ihm aus den Abschnitten 1,4-6; 4,1-5,10; 6,1-17; 7,1-8; 8-9; 11,14-19; 14,1-3.6f.; 18,1-19,4; 14,14-20; 19,5-10 besteht. Diese Apk stammt aus der ersten Hälfte der sechziger Jahre (jetzt: 65). Vlt. wurde also in erster Linie darauf aufmerksam, daß in 14,14-20 scheinbar der Abschluß einer Apk gegeben sei. Er zog deshalb zwar noch Kap. 18; 19,1-10 zu seiner Grundschrift hinzu, stellte jedoch 14,14-20 zwischen 19,1-4 und 5-10. Ferner bemerkte er richtig, daß wenn irgendwo, so in Kap. 7 bei den beiden divergierenden Abschnitten (7,1-8.9-17) die Quellenscheidung ihr Recht habe, und schied aus seiner Urapokalypse 7,9-17 aus. Er wurde endlich darauf aufmerksam, daß 10,1-11,13 sich empfindlich störend zwischen die sechste und siebente Posaune einschoben. Über die nach dieser Grundschrift auf einander folgenden Bearbeiter hat V. sehr verschieden geurteilt. In der letzten Bearbeitung der Frage hat er den weitaus größten Teil außer der Grundschrift einem selbständigen Werke des Ketzers Cerinth vom Jahre 70 zugesprochen, dem er nun auch die früher von ihm als Nachtrag bezeichneten Stücke 10,1-11,13; 17,1-18 und vom früheren (zweiten) Bearbeiter die Kap. 15-16; 21,9—22,6 zuwies. Die Johanneische Urschrift (von Johannes Markus) und das Werk Cerinths sind dann durch einen Redaktor unter Trajan, der namentlich Kap. 13 selbständig schrieb, [666 nach V. = תריון‎] zusammengearbeitet. Endlich hat ein Redaktor unter Hadrian die Sendschreiben hinzugefügt. In seiner letzten Bearbeitung des Problems hat V. also sein ursprüngliches Schema — „Grundschrift und allmähliche Überarbeitung“ — zu Gunsten einer anderen Grundauffassung — „Quellenschriften und ein Redaktor“ — verlassen. Da V. sich in seinem Vorwort der Hoffnung hingibt, das apokalyptische Problem nunmehr seiner endgültigen Lösung entgegenzuführen, darf man vielleicht erwarten, daß er uns künftig nicht mehr mit einer allerletzten Lösung überrascht. Ich gebe eine Tabelle der Quellenverhältnisse nach seiner letzten Schrift.


  1. Die Entstehung der Apk. Freiburg 1882¹ 1885². — Die Offenbarung Joh. keine ursprünglich jüdische Apk (Streitschrift gegen die Herren Harnack und Vischer) 1886. — Theol. Tijdschrift 1886, 608ff.; 1891, 259ff. Prot. KZ. 1886. Nr. 32f. Das Problem der Apk. Freibung 1893 (zusammenfassende Darstellung). Endlich: Die Offenbarung Johannis. Straßburg 1904.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S109.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)