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F. Benary[1], F. Hitzig[2], E. Reuß (vgl. Hltzm.² 297)[3] erkannte Deutung der Zahl 666 auf קֵסָר נֵרוֹן‎ die Beziehung der Apk auf Nero endgültig sichergestellt. Bleek und de Wette blieben freilich bei der Deutung Λατεῖνος, Ewald³ gab in I die Deutung קֵיסָר רוֹם= 616 bekannte sich aber in II zu der Deutung auf Nero unter Verweisung auf die syrische Schreibweise קְסָר‎.

Somit ist diejenige Deutung erreicht, welche man, die Einheitlichkeit der Apk vorausgesetzt, eine abschließende nennen kann.

Auch Düsterdieck 1. bis 4. Auflage (1859-1887) dieses Werkes schließt sich im großen und ganzen an die genannten Forscher an. Nur wehrt er die ganze Beziehung auf Nero redivivus als eine der Apokalypse unwürdige Phantasie ab, greift in der Deutung des Kap. 13 auf Grotius zurück und bezieht Kap. 17 teils auf die Herstellung des Reiches durch Vespasian, teils als eine Weissagung auf Titus und Domitian. Hier sind ferner[4] noch etwa zu nennen: Rinck, apokalyptische Forschungen, Zürich 1853; H. Böhmer, die Offenbarung Johannes, Breslau 1866 (B. lehnt sich durchweg an Grotius an); E. Böhmer, de apoc. Joannea ex rebus vatis aetate gestis explicanda. Dissert. Hal. 1854; Kienlen, commentaire historique et critque sur l’Apoc. de Jean 1870; vgl. ferner die populären Darstellungen: E. O. Schellenberg, d. Offenb. Joh. 1867; Manchot d. Offenb. Joh. 1869; W. Beyschlag, d. Offenb. 1876; Lindenbein, die Offenbarung Johannis 2. Aufl. 1895 (populäre Auslegung in Anlehnung an Düsterdieck). Von katholischen Gelehrten ist hier etwa noch zu nennen der Deutsche d’Allioli (in französischer Übersetzung erschienen Paris 1868), der Italiener Antonio Cerese, l’apocalisse o Revelatione dei destini et del corso storico del genere 1869-71, der Franzose Rohrbacher (vgl. über diese Chauffard). Unter den englischen Gelehrten hält, soweit ich sehe, F. D. Maurice (Lectures on the apocalypse. Cambridge 1861) bei größter Abschwächung derselben doch an der geschichtlichen Methode fest. Alford nennt in seinem Kommentarwerk (p. 246; s. u.) nur Moses Stuart (a commentary on the apocalypse. Andover 1845), Davidson und Desprez (England) als Vertreter dieser Auslegungsmethode. Im allgemeinen herrscht gerade in der englischen Literatur noch die phantastische wilde Exegese vergangener Zeit. — Löhr, die Offenbarung Johannes 1890, ist eine Vermischung zeitgeschichtlicher und kirchengeschichtlich-spiritualisierender Auslegung. P. Langer, die Offenbarung d. Ap. Johannes. Trier 1897, sieht in der Apk die Überwindung des Judentums und des Heidentums geweissagt.

19. Moderne Vertreter veralteter Auslegungsmethoden.

Es möge noch eine kurze Übersicht folgen über diejenigen Werke, die sich noch immer auf andern veralteten Bahnen der Auslegung bewegen. Ich nenne hier freilich nur noch solche, die wegen der Persönlichkeit ihres Verfassers


  1. B. Bauers Ztschr. f. spekul. Theol. I 1836. 205f.
  2. Ostern u. Pfingsten 1837 S. 3. Hitzig sprach Benary die Priorität ab, dagegen Benary, Haller allgem. Literaturzeit.: Intelligenzblatt. Aug. 1837. 428. — Vgl. Reuß ebenda Sept. 520.
  3. Ewald behauptet, die Nerodeutung schon 1828 gekannt zu haben. (Johanneische Schriften II 263).
  4. Vgl. zu der folgenden Literatur den Handkommentar von Holtzmann, ferner L’apocalypse et son interprétation par A. Chauffard 1888-90. B. I. examen critique. (Hier liegt nur ein Überblick über moderne katholische Literatur vor). Wer sich für englische Literatur interessiert, den verweise ich auf Elliotts Horae apocalypticae, Bd. IV 276-528.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S106.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)