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H. in seinem eigentlichen Sinn; nur sucht er den Chiliasmus etwas abzuschwächen. — Diese Reihe von Auslegern beschließt dann Züllig (Offenbarung Johannis, Stuttgart 1834-1840, 2 Teile). Bei ihm gelangt die Methode auf den Gipfelpunkt der Verkehrtheit. Mit Harduin sucht er die sieben Gemeinden in Jerusalem; die sieben Häupter des Tieres sind die herodianischen Könige, der sechste Herodes von Chalcis, die Apk ist demgemäß zwischen 44 und 47 geschrieben. Doch ist in dem Kommentar von Züllig sehr viel Lehrreiches und Interessantes enthalten. Z. sucht die Apk durchaus von der Gedankenwelt des Spätjudentums aus zu verstehen und führt diesen Versuch — allerdings mit zu starker Heranziehung rabbinischer Parallelen — durch. Seine Einleitung über die Eschatologie des Judentums ist immer noch lesenswert. Es mag ferner hervorgehoben werden, daß er das tausendjährige Reich recht versteht und nach Oeder und Semler die Meinung vertritt, daß das Messen des Tempels seine Erhaltung bedeute. Auch das wird bei der neuesten Wendung, welche die Auslegung der Apk genommen hat, interessant sein, daß Züllig das Tier in Kap. 17 von dem in Kap. 13 unterscheidet und dieses letztere nicht zeitgeschichtlich, sondern endgeschichtlich auf das antichristliche Ungeheuer deutet. Auch vermutet er, daß in dieser Symbolik ostasiatischer Einfluß vorliege und verweist dabei auf die Gestalt des Leviathan. Auch die beiden Zeugen in Apk 11 deutet er endgeschichtlich.

18. Die Anbahnung der richtigen Auffassung der Apk.

Gegen Wetstein wandte schon Semler[1] ein, daß er dem Gesichtskreis der Apk zu enge Grenzen stecke. Er betonte, daß die Apk durchaus von dem Boden des Judentums aus und als ein Buch mit hervorragend judaisierendem Charakter zu verstehen sei. Daneben aber stellte er den durchaus richtigen Grundsatz auf: mala autem illa quae portenduntur, in gentes et Romanos idololatiae tutores praecipue valent. Er hat aber die Apk mehr bekämpft, als zur Deutung derselben im einzelnen beigetragen. In Corrodis kritischer Geschichte des Chiliasmus liegt ein verhältnismäßig vorsichtiger Versuch vor, die Apk nach den jüdisch-rabbinischen Schriften zu deuten, ferner eine ausführliche Verteidigung der Beziehung des Antichrist auf Nero. Auch die Deutung der zehn Könige auf die Parther vertritt er bereits (über Nero vgl. namentlich II 307ff.).

J. Sam. Herrenschneider[2] stellte endlich die Auslegung der Apk auf den Boden, den sie mit Alcasar fast schon erreicht hatte. An Herrenschneider lehnte sich dann Eichhorn[3] an. In bestimmtester Weise wird hier die Beziehung der Weissagung auf das römische Reich festgehalten. Nach dem Vorgang Corrodis wird das verwundete Haupt mit aller Bestimmtheit auf Nero redivivus bezogen. Auch die richtige Deutung von Apk 17, die Beziehung


  1. In der Herausgabe von W.s Werk s. o. 103,2.
  2. Tentamen apocalypseos a capite 4 usque ad finem illustrandae, akademische Inauguraldissertation, Argent. 1786 (mir nicht zugänglich).
  3. Commentarius in apoc. Jo. Göttingen 1791. 2 vol.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S104.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)