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Herrschaft des Papsttums. In der Deutung des Kap. 13 schließt er sich eng an Luther an. (Kap. 11-14 nennt er eine Digression.) Da man sich bei dieser Rekapitulationstheorie an die Zeitfolge überhaupt nicht mehr gebunden erachtete, so wird in derselben das Raten immer willkürlicher und wilder.

Dem Collado folgte Dav. Pareus, in divinam apoc. Joh. comm. 1618[1]. Pareus hat unter den Evangelischen neben Calov und Hoe den gelehrtesten Kommentar zur Apk geschrieben. Er kennt bereits den Alcasar und hat sich dessen Gelehrsamkeit zunutzen gemacht. In der Einteilung bleibt er bei der partitio recepta. Alle Auslegungsmethoden zu besprechen ist ihm zu langweilig. Er bekennt namentlich von Bullinger und Brightmann gelernt zu haben. Aber in der Rekapitulationstheorie schließt er sich dem Nicolaus Collado an, nur daß er die sieben Schalen auf die Plagen der letzten Zeit bezieht. So findet sich denn hier wie dort für die sechs Siegel und sechs Posaunen dieselbe Erklärung. Die Todeswunde des Tieres Kap. 13 wird auf die durch die Reformation dem Papsttum beigebrachte Niederlage bezogen, die jedoch jetzt schon wieder zu heilen beginne. In Kap. 12, 17 und 20 werde Vergangenes gedeutet. Außerdem ist zu unterscheiden zwischen visiones universales und particulares (nach Luther und Clüver vgl. S. 95). Mit Brightmann läßt P. bei Apk 12 einen neuen Abschnitt beginnen. Endlich teilte er den Verlauf der geweissagten Geschichte in vier Perioden (Constantin, Beginn des Papsttums um 600, Reformation, Ende der Welt). So trägt seine Auslegung einen ungemein willkürlichen und verwickelten Charakter. Das hielt ihn nicht ab, gegen die Deutungen Alcasars aufs heftigste zu polemisieren[2].

Eine neue und konsequent durchgeführte Rekapitulationstheorie[3] vertritt Johannes Coccejus, Cogitationes de apoc. St. Joannis Lugd. Bat. 1668. In immer wiederholten sieben Perioden verläuft für ihn die Geschichte. Auch die sieben Sendschreiben zog er mit in den Parallelismus hinein, während er freilich die Schalen nicht die ganze Kirchengeschichte umfassen läßt. C. findet in den auf einander folgenden Zeichen, 1) die erste Verkündigung des Evangeliums, 2) die Vernichtung des Judentums, 3) die Zeit der Häretiker von Arius bis Muhamed, 4) die Zeit der inneren Kirchenwirren (Entstehung des Papsttums), 5) die Spaltung der Kirche in der Reformationszeit, 6) die Zeiten des dreißigjährigen Krieges. Mit Coccejus gewinnt die


  1. Opera exegetica theologica Genev. 1642-50, II 1071 ff.
  2. Dem Pareus folgte Henricus a Diest, analysis apocalypseos exegetica ex commentario Dav. Parei comprimis contexta. Arnhemiae 1663 (Walch). Eine ziemlich streng durchgeführte Rekapitulationstheorie entwickelt Matthäus Hofmann, Chronotaxis apocalyptica Jena 1658. Von H. ist wieder abhängig Caspar Heunisch’ synopsis chronotaxeos apoc. Joh. Jena 1678; ein Hauptschlüssel der Offenbarung Johannis, Schleusingen 1684. [Gewöhnliche Jahre sind nach Heunisch verschieden von prophetischen Jahren (vgl. Bengel); Perioden der Kirchengesch. von 343 Jahren (Napeir); Berechnung des Weltendes auf 2010.] An Heunisch scheint sich Schindler, Delineation des ganzen Buches der Offenb. Joh. Brunswigae 1670, anzuschließen.
  3. Unter den unmittelbaren Vorgängern des Coccejus nennt Marck (Abschn. XV) den Bonner Theologen Ludovicus Crocius in seinem Syntagma Theologiae 1635.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 096. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S096.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)