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deutlich spürbar, er folgt ihm hier fast in allem, wenn er auch an einzelnen Stellen seinem Vorgänger vorwirft, daß er plus juste litterae adhaerens sei.

Wieder von anderem Charakter ist die Auslegung des Benediktus Pereyra (1606)[1]. In der Einleitung gibt P. eine Literaturübersicht, die neben merkwürdigen Anachronismen viel Lesenswertes enthält, es findet sich dort auch ein Versuch, die Kommentare nach ihren Methoden zu klassifizieren, in dem allerdings manches fehlerhaft ist. In der Auslegung schließt er sich formell aufs engste an Joachim an. Er findet in der Apk immer von neuem sieben große adversitates und prosperitates der Kirche geweissagt. Das sechste Zeichen aber liegt für ihn noch in der Zukunft. Das schwärmerische und mönchische Element in Joachims Auslegung ist vollkommen abgestreift. Auch will er nicht in jeder Vision die Siebenteilung J.s wiederfinden und hebt hervor, daß eine Reihe von dessen Weissagungen nicht eingetroffen sind. Doch teilt er mit ihm die chiliastischen Ideen. Er stellt eine Reihe von prinzipiellen Grundsätzen der Auslegung der Apk auf, unter denen der der Heranziehung von Sarcharja und Daniel bei der Erklärung der Apk der wichtigste ist. Die Auslegung führt er nur bis zum 7. Kapitel, diese enthält eine außerordentlich lichtvolle Zusammenfassung bisheriger exegetischer Arbeiten.

Zu erwähnen sind hier noch zwei Jesuiten, wenn sie auch nicht Kommentare zur Apk geschrieben haben. Hentenius hat in der Vorrede zur Ausgabe des Arethas (im Anfang der Oekumeniusausgabe s. o. S. 65) ganz kurz seine Auffassung der Apk skizziert. Er macht hier die einflußreich gewordene Andeutung, daß Kap. 6-11 der Apk von der synagoge abrogatio, 12-19 vom excidium gentilismi handle[2]. Ganz ähnlich deutet die Apk der Jesuit Salmeron[3]. Bemerkenswert ist ferner, daß Hentenius wie Salmeron die Apk unter Nero geschrieben sein lassen (unter Berufung auf Tertullian) und sich so die Möglichkeit verschaffen, Kap. 11 von der Zerstörung Jerusalems zu verstehen.

Alle bisherigen Arbeiten aber faßte Ludovicus ab Alcasar in seinem Riesenwerk „vestigatio arcani sensus in apocalypsi“, Antwerpen 1614 und 1619 zusammen. Er zuerst führte den bereits angedeuteten Gedanken durch, daß die Apk in ihrem ersten Teil gegen die Synagoge, im zweiten gegen das Heidentum weissage, und bricht so einer einheitlichen historischen Auffassung des Buches Bahn. Die vier ersten Siegel schildern für ihn den Siegeszug des beginnenden Evangeliums, das sechste führt in die Zeit der Belagerung Jerusalems. Apk 7 wird die Errettung der Christen geschildert, Apk 8 und 9 handelt von dem Unglück, das über die Juden im jüdisch-römischen Krieg


  1. Tertius Tomus selectarum disputationum in sacram scripturam contines CLXXXIII disputationes super libro Apoc. B. Joannis J. apost. Lugdun. 1606 (erste Ausgabe).
  2. Er deutet allerdings Apk 13 nach Joannes Annius noch auf Muhamed (ebenso Salmeron).
  3. Salmeronis Toletani Opera Tom. XII Col. Agr. 1614: in sacram Johannis apoc. praeludia quaedam generalia.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 093. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S093.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)