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erlitten, bereits Anstoß nahm. — Wir haben es hier also mit einer weit verzweigten und offenbar weit zurückgehenden Tradition zu tun.

Und endlich erhält die Nachricht des Papias noch von einer dritten Seite her eine Unterstützung durch ein altes und wertvolles Zeugnis. Der Gnostiker Heracleon zählte bei Clemens Stromat. IV 9,71 diejenigen Apostel auf, die nicht Märtyrer geworden seien. Er nennt Matthäus, Philippus, Thomas, Levi. Er bezeugt also indirekt den Märtyrertod des Zebedaiden Johannes.

Auf Grund dieser Zeugnisse können wir die Behauptung aufstellen, der Apostel Johannes habe nach der ältesten Überlieferung vor dem Jahre 70 in Jerusalem das Martyrium erlitten[1]. Dann kann er nicht mit dem Apokalyptiker Johannes identisch sein. Selbst wenn wir einmal annehmen, daß der unter Domitian schreibende Apokalyptiker den Namen des Johannes nur adaptiert und dieser lange vorher in Kleinasien gelebt hätte (eine Annahme, die sich nicht halten lassen wird, s. u.), so würde jene Identifikation ziemlich unwahrscheinlich bleiben. Denn da die Wirksamkeit des Johannes in Kleinasien doch frühestens nach dem Weggang des Paulus angesetzt werden kann, da andrerseits Johannes in Jerusalem Anfang oder Mitte der sechsziger Jahre das Martyrium erlitten haben muß, so bleibt für eine Wirksamkeit des Apostels, die ihn zu einem angesehenen Manne in Kleinasien machte, kaum noch Raum[2].

III. Wenn aber der Apokalyptiker nicht der Apostel gewesen sein kann, wer war er dann? Können wir von ihm noch etwas mehr aussagen als was wir aus der Apk. von ihm erfahren? Hier taucht nun wenigstens die Möglichkeit einer andern Kombination auf. Wir erinnern uns nunmehr an das berühmte Papiaszeugnis, Eusebius III 394: εἰ δέ που καὶ παρηκολουθηκώς τις τοῖς πρεσβυτέροις ἔλθοι, τοὺς τῶν πρεσβυτέρων ἀνέκρινον λόγους· τί Ἀνδρέας ἢ τί Πέτρος εἶπεν ἢ τί Φίλιππος· ἢ τί Θωμᾶς ἢ Ἰάκωβος ἢ τί Ἰωάννης ἢ Ματθαῖος ἤ τις ἕτερος τῶν τοῦ κυρίου μαθητῶν, ἅ τε Ἀριστίων καὶ ὁ πρεσβύτερος Ἰωάννης, τοῦ κυρίου μαθηταὶ, λέγουσιν. Es wird nicht nötig sein, daß wir uns in diesem Zusammenhang in alle Einzelheiten und Deutungsmöglichkeiten dieses schwierigen und vielumstrittenen Fragments hineinvertiefen. Nur das, was hier unbedingt zur weiteren Untersuchung notwendig ist, soll gesagt werden: 1) Nur absolute Voreingenommenheit und kritische Gewalttätigkeit vermag noch zu leugnen, daß von Papias


  1. War der Apostel Johannes niemals in Kleinasien, so erklärt es sich auch, daß Ignatius ad. Ephes. 12,2 nur von Paulus als dem Apostel der Epheser spricht, und daß Polykarp (3,2; 9,1; 11,3) nur „Paulus und die übrigen Apostel“ nennt. Es mag endlich in diesem Zusammenhang noch erwähnt werden, daß es in einem alten Verzeichnis der Apostel mit ihren Gebieten (Martyrium Andreae 2 ed. Bonnet II 2. 47 heißt: Ἰάκωβος καὶ Ἰωάννης τὴν ἀνατολήν Φίλιππος τὰς πόλεις τῆς Σαμαρείας καὶ τὴν Ἀσίαν. Während hier Philippus Asien erhält, ist die Wirksamkeit des Zebedaiden Johannes auf den Osten beschränkt. Hier ist die Identifikation des kleinasiatischen Johannes mit dem Apostel noch nicht vollzogen.
  2. Auch würden wir annehmen dürfen, daß wenn ein späterer im Namen des Märtyrers Johannes die Apk herausgegeben hätte, sich irgend ein Hinweis auf das Martyrium dieses Zeugen in der Apk finden würde. Gelegenheit wäre zu einem solchen Hinweis reichlich vorhanden gewesen.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 038. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S038.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)