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werden gleicherweise von den Gegnern desselben verworfen. Sie haben von früher Zeit an eine gemeinsame Geschichte gehabt[1].

Den Widerspruch der Aloger hat dann der römische Presbyter Cajus, der zur Zeit des Bischofs Zephyrinus in Rom (199-217) seinen Dialog gegen den Montanisten Proclus schrieb, wieder aufgenommen[2]. Auch er erklärte die Apk für ein Werk des Cerinth (Euseb. H. E. III 28,2): ἀλλὰ καὶ Κήρινθος ὁ δι’ ἀποκαλύψεων ὡς ὑπὸ ἀποστόλου μεγάλου γεγραμμένων τερατολογίας ἡμῖν ὡς δι’ ἀγγέλων αὐτῷ (sc. τῷ ἀποστόλῳ nach Jülicher a. a. O.) δεδειγμένας ψευδόμενος ἐπεισάγει (es folgt die Darstellung der Lehre vom tausendjährigen Reich). Es kann kein Zweifel sein, daß Cajus hier sagen wollte, daß Cerinth die Apk dem Namen des Johannes untergeschoben habe. Neuerdings besitzen wir übrigens auch einige Fragmente aus dieser Streitschrift des Cajus, die uns seine Beurteilung der Apk gut illustrieren. Gegen ihn hat nämlich Hippolyt seinerseits wieder eine Streitschrift zur Verteidigung der Apk geschrieben, deren Titel (Kapitel gegen Cajus) uns Ebed Jesu in seinem catalogus librorum[3] ausdrücklich nennt. Fragmente dieser Schrift sind in einem Kommentar des syrischen Monophysiten Bar-Salibi erhalten, von Gwynn (Hermathenen VI 397-418, VII 137-150; die Zugehörigkeit der Fragmente in Bd. VII zu der Schrift gegen Cajus ist nicht gesichert[4]) veröffentlicht und von Achelis der neuen Hippolytausgabe der Berliner Kirchenväterkommission in deutscher Übersetzung einverleibt: I 2, 241-247. Nach diesen Fragmenten scheint Cajus in der Weise der „Aloger“ — es finden sich direkte Berührungen — die Apk Punkt für Punkt durchgenommen und nachgewiesen zu haben, daß sich die Anschauungen der Schrift mit den übrigen des NT nicht decken. Es ist sehr bemerkenswert, daß der Antimontanist und Antichiliast Cajus mit seiner Kritik[5] der Apk direkt an die Aloger anknüpft, ein neuer Beweis, daß die Beurteilung der Aloger als einer antimontanistischen Partei berechtigt ist, und daß Epiphanius mit seiner Kritik der Aloger in die Irre leitet. Gegenüber den Alogern und dem Cajus erstand der Apk in Hippolyt ein unermüdlicher und begeisterter Verteidiger (vgl. Abschnitt IV)[6].


  1. Die Nichterwähnung der Johannesbriefe erklärt Harnack a. a. O. gut daraus, daß es sich in jener Zeit nur erst um Evangelium und Apk. als heilige Schriften handelte.
  2. Euseb. H. E. II 25,6; VI 20,3.
  3. Achelis, Hippolytstudien 1897 S. 19f.
  4. Ebenda S. 186f.
  5. Cajus fand z. B. die vielen Vorzeichen der Apk unvereinbar mit der Mt 24,43 gegebenen Weissagung von dem plötzlichen Ende; die Strafe der Sünder Apk 9,2ff. im Widerspruch mit den Aussagen der Schrift über das Gedeihen der Gottlosen in der Welt; das Binden des Satan Apk 20,1ff. im Widerspruch mit der nach dem Evangelium schon vollzogenen Fesselung desselben. Gegen Apk 9,14 finden sich ähnliche Einwendungen, wie die der Aloger bei Epiphanius.
  6. Es kann nicht bezweifelt werden, daß man von der Schrift des Hippolyt gegen Cajus noch eine andre Verteidigungsschrift zu unterscheiden hat. Das Schriftenverzeichnis der Statue des Hippolyt (Achelis S. 3ff.) erwähnt ein Werk Hippolyts ὑπὲρ τοῦ κατὰ Ἰωάννην εὐαγγελίου καὶ ἀποκαλύψεως. Da Cajus nur die Apk angegriffen hat (s. o.), da ferner Ebed Jesu diesen Titel: „eine Apologie der Offenbarung WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Anmerkung wurde hier vervollständigt und der Verkündigung des Johannes des Apostels und Evangelisten“ unmittelbar neben (hinter) dem andern (Kapitel gegen Cajus) anführt, so muß hier noch eine besondre Kampfschrift des Hippolyt vorliegen (vgl. Zahn, Gesch. d. neutestamentlichen Kanons II, S. 982f.; Achelis, Hippolytstudien 22). Es wäre möglich, daß Epiphanius in seinem Kapitel gegen die Aloger (s. o.), der den Hippolyt darin nachweislich benutzte, die besonders ausführlichen Nachrichten über die Bestreiter des Evangeliums und der Apk und teilweise auch deren Bekämpfung nicht dem kürzeren Syntagma des Hippolyt, sondern der ausführlicheren Sonderschrift entlehnt hätte.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 025. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S025.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)