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Selbst für Origenes existieren keinerlei Bedenken. Für ihn ist der Verfasser des Evangeliums, der Apk und des ersten Briefes der Apostel Johannes (in Josuam Hom VI.; Kommentar zum Evangelium des Johannes Tom. V ed. Lommatzsch I 165; Eus. H. E. VI 25,9). Auch die Verteidiger des Chiliasmus, mit denen Dionysius zu tun hatte, berufen sich auf die Apk (Eus. H. E. VII 24). In der antiochenischen Kirche soll der Bischof Theophilus nach Eus. H. E. VII 24,1 in seiner Schrift gegen Hermogenes der Apk Zeugnisse entlehnt haben.

Es zeigt sich also hinsichtlich der Anerkennung der Apk eine so allgemeine Übereinstimmung, wie dies bei vielen Büchern des NT nicht der Fall ist. Aber vereinzelte Bedenken gegen die Schrift finden sich schon in dieser Zeit. Daß Marcion (Tertullian adv. Marc. IV 5) das Buch nicht anerkannte, ist ja weiter nicht auffallend. Aber merkwürdig bleibt der Widerspruch, der sich von Seiten einer kleinen innerkirchlichen Partei Kleinasiens, den sogenannten Alogern, erhob. Irenaeus III 11,12 [11,9] erwähnt bereits solche, welche das vierte Evangelium wegen seiner Lehre vom Parakleten verwarfen, welche zwar die falschen Propheten bekämpfen, aber den Gegensatz gegen die Prophetie so weit übertreiben, daß sie diese der Kirche ganz absprechen[1]. Mit diesen hängen nun wahrscheinlich zusammen, oder sind vielleicht identisch diejenigen Bekämpfer der johanneischen Schriften (Evangelium und Apk), gegen welche Epiphanius Haer. 51 und Philastrius Haer. 60 sich richten. Nun ist allgemein zugestanden, daß Epiphanius und Philastrius (wie Ps. Tertullian), soweit sie sich decken, auf das Syntagma des Hippolyt zurückgehen. Demnach kannte Hippolyt eine Partei, welche Apk und das Ev. Johannes verwarf und diese Schriften dem Cerinth zusprach. Mehr ist zunächst nach Vergleichung der Quellen mit völliger Sicherheit auf Hippolyt nicht zurückzuführen. Nicht einmal die Zeit und die Umstände, unter denen diese Aloger auftraten, sind sicher festzustellen. Doch sind dieselben im Syntagma des Hippolyt wahrscheinlich in unmittelbarer Nähe der Montanisten und Quartadezimaner aufgezählt[2], so daß wir in ihnen wohl eine kleinasiatische


  1. Zahn I 239ff. II 967ff; zu lesen ist mit Zahn, dem Jülicher (s. u.) beistimmt: qui pseudoprophetas quidem esse nolunt.
  2. Die Reihenfolge der drei Ketzerkataloge ist folgende:
    Epiphanius Philastrius Ps. Tertullian
    46. Tatian 48. Tatian Tatian
    47. Encratiten
    48. Montanisten 49. Montanisten Montanisten
    49. Quintilianer
    50. Quartadezimaner 58. Quartadezim. Quartadezim.
    51. Aloger 59. Chiliasten
    52. Adamianer 60. (Aloger)
    55. Sampsaeer
    54. Theodotianer 50. Theodotianer
    55. Melchisedekianer 52. Melchised.

    Freilich zählt Philastrius die (von ihm nicht benannten) Aloger erst nach den Theodotianern WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Anmerkung wurde hier vervollständigt und Sabellianern auf. Aber er stellt auch die Quartadezimaner um und beläßt diese in ihrem Zusammenhang mit den Alogern. Und wenn auch Ps. Tert. die Aloger nicht kennt, so bestätigt er doch die Liste des Epiphanius hinsichtlich der Quartadezimaner. Es scheint also Epiphanius die ursprüngliche Reihenfolge des Syntagma (Montanisten Quartadezimaner Aloger Theodotianer) bewahrt zu haben. Ich glaube deshalb nicht, daß Jülichers Skepsis hinsichtlich Ort und Zeit der Aloger (ThLz. 1889 Nr. 7) berechtigt ist.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 022. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S022.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)