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als ein zuverlässiger Zeuge für das, was er aus dem Werke des Papias zur Frage beibringt, erwiesen.

Wenn endlich Harnack (Chronologie d. altchristl. Litt. I 333ff.) mit der Vermutung recht hat, daß die Aussagen der Presbyter bei Irenaeus (s. den nächsten Abschnitt der Einleitung) auf das Werk des Papias zurückzuführen seien, so ließe sich noch von einer anderen Seite die Bekanntschaft des Papias mit der Apokalypse, ja noch mehr erweisen. Iren V 30,1 (=Eus. H. E. V 8,5) heißt es nämlich, daß alle, die den „Johannes“ noch von Angesicht gesehen, als die Zahl des Tieres (Apk 13,18) 666 überlieferten. Stammt diese Notiz mit den übrigen sogenannten Presbyterzitaten bei Irenaeus aus Papias, so ist damit nicht nur erwiesen, daß Papias die Apk gekannt, sondern auch, daß er sie als ein Werk des bekannten kleinasiatischen Johannes angesehen hat[1]. Bemerkenswert ist es übrigens, daß auch der Presbyter, den Irenaeus IV 42-44, (27,8-28,1), IV 46,1-47,1, (30,1-4) 49,1 (32,1) zitiert und dessen Zeugnis wahrscheinlich (vgl. Harnack a. a. O.) nicht mit dem eben besprochenen Zeugnissen der Presbyter (im Plural) zu konfundieren ist, sich auf die Apokalypse der Johannes ausdrücklich beruft, „si quis autem diligentius intendat his, quae a prophetis dicuntur de fine et quaecunque Joannes discipulus domini vidit in apocalypsi, inveniet easdem plagas universaliter accipere gentes, quae tunc particulatim accepit Aegyptus. IV 47,1 [30,4].

Als bemerkenswertes argumentio e silentio mag erwähnt werden, daß der Hirt des Hermas in seinen eschatologischen Partien vollkommen unabhängig von der Apk erscheint. In Rom scheint diese zur Zeit des Hirten noch nicht bekannt gewesen zu sein.

Das erste ganz gesicherte und schwerwiegende Zeugnis für die Apk liefert Justin. Dialog. 81,14: καὶ ἔπειτα καὶ παρ' ἡμῖν ἀνήρ τις, ᾧ ὄνομα Ἰωάννης, εἷς τῶν ἀποστόλων τοῦ Χριστοῦ, ἐν ἀποκαλύψει γενομένῃ αὐτῷ χίλια ἔτη ποιήσειν ἐν Ἰερουσαλὴμ τοὺς τῷ ἡμετέρῳ Χριστῷ πιστεύσαντας προεφήτευσε καὶ μετὰ ταῦτα τὴν καθολικὴν καί συνελόντι φάναι αἰωνίαν ὁμοθυμαδὸν ἅμα πάντων ἀνάστασιν γενήσεσθαι καὶ κρίσιν[2]. Nach einer deutlichen Anspielung auf die Apk (ὂφις καλεῖται καὶ σατανᾶς καὶ διάβολος)


  1. Es lässt sich vielleicht sogar nachweisen, daß die bekannte Notiz des Irenaeus (V 30,3), daß die Apk beinahe zu seiner Zeit am Ende der Regierung Domitians geschrieben sei, aus Papias stammt (s. den folgenden Abschnitt).
  2. Das εἷς τῶν ἀποστόλων τοῦ Χριστοῦ wollte Rettig (über das erweislich älteste Zeugnis für die Echtheit der Apk 1829) streichen, s. dagegen Lücke 553ff. Die seltsame Notiz des Hieronymus, de vir. ill. 9 (apocalypsin quam interpretatur Justinus martyr et Irenaeus) und in der Übersetzung der Chronik des Eusebius (apostolus Johannes in Pathmos insulam relegatus apocalypsin vidit, quam interpretatur Irenaeus) ist vielleicht nur aus einem Mißverständnis des Eusebischen Textes der Chronik entstanden (Armen. Übers. uti narrat Irenaeus = ὡς δηλοῖ Εἰρηναῖος Chron. Paschale ed. Bonn p. 468). Man kann aber auch annehmen, daß Hieronymus mit Beziehung auf die langen Ausführungen des Irenaeus über die Apk V 30 absichtlich den Text der Chronik geändert und dann in de vir. illustr. den Justin, dessen Äußerungen über die Apk er ebenfalls kannte, noch eingefügt hat. An einem Kommentar des Justin oder des Irenaeus darf man natürlich nicht denken (vgl. Lücke 558ff.)
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen 1906, Seite 020. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S020.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)