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  1. Erleidet das Licht bei seinem Fortgange im Weltraume keine Absorption, so vermindert sich die Lichtintensität eines sich uns als ausgedehnt darbietenden Körpers durch keine Entfernung, indem die Leuchtkraft jedes Punktes zwar verkehrt, wie das Quadrat der Entfernung, abnimmt, allein in eben diesem Verhältnisse auch die scheinbare Größe des Körpers abnimmt. Ist er uns aber schon so weit entrückt, daß er bloß als ein unausgedehnter Punkt erscheint, d. h. (II., 6)) ist sein Gesichtswinkel kleiner als 40’’ geworden: dann muß seine Lichtintensität nur eben im verkehrten quadratischen Verhältnisse seiner Entfernung abnehmen.
    1. Vergleichen wir nun mit dem I., 9) beschriebenen Intensitätsmesser zwei Sterne, deren Gesichtswinkel und sind, und sind die Occularaperturen, bei denen uns beide von gleicher Intensität erscheinen, und , so muß
      seyn. Wir werden somit durch wiederholte Anwendung dieses Verfahrens in den Stand gesetzt, nach und nach die Gesichtswinkel aller Sterne wenigstens im Verhältnisse unter einander kennen zu lernen, und würden somit diese auch in ihrem Bogenmaaße bestimmen können, wenn wir das Bogenmaaß nur eines einzigen derselben, z. B. des Sirius, erführen.
    2. Um zu diesem Ziele zu gelangen, hat der Verf. den sinnreichen Einfall, mit einer oder auch mit beiden Dioptern des Photometers eine Röhre von wenigstens 10’ Länge zu verbinden, welche an ihrem vorderen Ende mit einer metallenen Platte geschlossen ist, in der nur eine sehr kleine kreisrunde Oeffnung von etwa Einem Duodecimalpunkte angebracht ist. Richtet man diesen Apparat mit Einer seiner Röhren nach der Sonne, so übersieht man nur einen so kleinen Theil ihrer Scheibe, daß dieser ganz das Aussehen eines strahlenden Sternes hat; und beliebigenfalls [552] auch von diesen Strahlen befreit werden kann, wenn man die Oeffnung mit Terpenthin ausfüllt. Verschafft man sich jetzt noch eine Lichtquelle, die sich bei Tag und bei Nacht in ganz gleicher Weise erzeugen läßt, und vergleicht man diese Lichtquelle einmal mit der Sonne, ein andermal mit einem Sterne, z. B. Sirius, so hat man, wenn die Gesichtswinkel bei Sonne und Sirius und , die Aperturen und sind; der Gesichtswinkel bei der Lichtquelle , und die Apertur, um sie der Sonne gleich zumachen, , um sie dem Sirius gleich zu machen, ist:
      und somit:
      Da man nun aus der bekannten Länge der Röhre und dem Durchmesser der Oeffnung berechnen kann, so findet sich der Gesichtswinkel des Sirius, und dadurch auch der eines jeden anderen Sternes.
    3. Um nun zu einer Bestimmung der absoluten Entfernungen zu gelangen, erinnert der Verf. [1], daß wir (nach II., 8)) wenigstens bei sehr vielen Sternen im Stande sind zu bestimmen, mit welcher Geschwindigkeit ihr Licht in der Nähe unseres Auges schwinge. Wissen wir also von einem solchen Sterne zugleich, daß er sich zu gewissen Zeiten mit einer bekannten Geschwindigkeit, welche das eine Mal , das andere Mal ist, gegen uns bewege, und beobachten wir die Veränderung, welche durch diese Bewegungen in seiner Lichtintensität entsteht, indem wir die Aperturen, die ihn in gleichem Lichte zeigen, und messen, so findet sich, wenn seine in beiden Fällen nicht merklich unterschiedene Entfernung heißt: [553]

  1. Beiträge zur Fixsternkunde, S. 26.