Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 283.jpg

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Boden / und ebenem Lande. Hat gesunde Lufft / schöne Gärten und Wiesen / und rinnet die Weistritz vorüber. Auff der andern Seiten / etwas abwerts von der Stadt / fleust das Reichenbachische Wasser / fallen bey der Stadt Kupfferhammer zusammen / und lauffen ferner in die Oder. Die schönste und gröste Kirch in der Stadt ist zu S. Stentzel und Wentzel / welche von Boleslao II. Anno 1238. gantz steinern / in der Form / wie sie jetzo ist / sehr hoch / weit und zierlich auffgeführet / und mit einem auß lauter Quadersteinen gebaueten / schönen / hohen und dreymal durchsichtigen Thurn / versehen ist; auff welchem ein hohe grosse Glocke hanget. Vor dem Thor ist die Kirch zu S. Niclas. Es seyn sonsten noch viel Kirchen und Clöster / und vor diesem eine feine Schul / so der Zeit die Jesuiten versehen sollen / allhie; wie auch ein Bischoffs-Hof / etliche Spitäl und arme Häuser. Unter den weltlichen Gebäuen ist die alte Fürstliche Burgk / welche Hertzog Bulco Anno 1295. erbauet / und darinn seine Fürstliche Residentz gehabt; so ums Jahr 1625. einem von Gelhorn erblich zugestanden ist. Ferner hat es allda einen feinen Marckt oder Platz / und ein vest- und zierliches Rathhauß; Item / ein wol außstaffirtes Zeughauß; vor dem jetzigen Krieg / und unter anderm / Hertzog Bulconis II. Harnisch / auch ein grosses Geschütz / darzu die Kugel 320. Pfund gewogen; deßgleichen deß Bulconis I. Sturmhut und sein Schwerdt gehabt. Es schreibet D. Jacobus Schickfusius, in der Vorrede über die Schlesische Chronik / daß der liebe GOtt / auß sonderbahrer Schickung eine jede vornehme Stadt in Schlesien / mit etwas sonderem versehen / so in einer andern Stadt ferner nicht zu finden. Also sey allhie zur Schweidnitz das gröste Geschütz / zum Brig der gröste Ochsen-Marckt / zu Schwibussen der Muhrenenfang / zu Beuthen werden die meiste Stöhren in der Oder erreicht / zu Kunitz die trefflichste Karpffen / zu Miclitzsch die schmackhafftigste Bartsch-Hechtlein / zu Breßlau sey der Schöps / zu Troppau der Mertz (so. 2. statliche Bier) zum Goldberg das Gersten-Bier / zur Strigau das Weiß-Bier / zu Neisse der Wein-Marckt / zu Crossen der Zuwachs am Wein / zu Michelau die gröste Menge an Zwiebeln; umb Oppeln die weitschweiffigste Wälder; zu Jägerndorff die höchste Löhrbäume; zu Teschen die behandsamste Röhrlein; zu Lübschütz die feisteste Aecker; zum Guhrau der beste Kornmarckt; zu Hirschberg das schönste Leinwat; zu Lemberg die schönste Wetzsteine; zu Trebnitz die außgegrabene Töpffe; zu Pitschen der Flachs-Marckt; zur Ohlau die Wasser-Nüsse; und so fort an / etc. Aber (wieder auff unsere Stadt Schweidnitz zu kommen / so gibt es allda feine Burgers-Häuser und frische Keller. So machet man auch gut Weitzen- und Gersten-Bier daselbst. Der Thorn seyn sieben. Hat veste dicke Thürne / dreyfache Mauren / Wäll / Zwinger und tieffe Gräben. Es hat auch umb die Stadt / noch vor wenig Jahren / grosse Vorstädte gehabt. Und führet Schweidnitz in einem gevierten Schilde / und zwar im ersten und letzten Theil / und schwartzen Feldern / eine güldene Crone; im andern und weissen Felde / einen rothen Greiffen auffrecht stehende; und im dritten und weissen Felde / wie oben auch angedeutet worden / ein schwartz lauffendes wildes Schwein. Es ist benebens diese Stadt das Haupt deß Fürstenthums dieses Namens / darein die Städte / Strigau / Reichenbach / Polckenhayn / Landshut / Freyberg / Friedberg / Fridland / Zobten / Waldberg und Gottsberg / gehören. Hat eigene Fürsten / biß auff Boleslaum, oder Bulconem, gehabt / der Anno 1368. gestorben: nach dessen Wittib Tode / Anno 92. diß Fürstenthum an die Cron Böheim kommen ist. Wird jetzt durch einen Königlichen Lands-Hauptmann regiret / der die Sachen entscheidet: theils auch für das Zwölffer Mann- und Land-Recht weiset. Obgedachter Hertzog Bulco I. zur Schweidnitz / hatte zu einer Burger-Lust und Kriegs-Nutz / das Armbrust-Schiessen nach dem Vogel / auff einer Stangen / in Schlesien bekandt gemacht / und zum ersten mal Anno 1286. zu Schweidnitz dasselbe angeordnet / welches hernach auch bey andern Städten angefangen worden ist. Anno 1313. 1361. 1420. 1528. 32. und 47. 1611. lidte diese Stadt durch Feuer; Anno 1501. 1560. und 1609. aber / vom Wasser / gar grossen Schaden. Hat auch durch Krieg viel außgestanden. Anno 1454. wurden die Juden

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_283.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)