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Herrn nicht annehmen wolten / so ist Käiser Maximilian der Ander Anno 1570. in den Kauff getretten / daß also die Stadt und Fürstenthumb Münsterberg / und das Franckensteinische Weichbilde / als ein Schlesisches Glied / der Cron Böheim incorporirt worden; so viel nemlich / wie oben verstanden / davon noch übrig ist. Und dieses schreibet Aelurius, in der Glatzischen Chronik. Aber wieder auff die Hauptstadt / nemlich Münsterberg / zukommen; so hat dieselbe vier starcke Thor / und ein veste wolgethürnete Mauer / und entspringet nicht weit davon der Ohlau-Fluß. Die Pfarr-Kirch zu S. Georgen ist ziemlich groß / und hat einen weiten Kirchhof an der Neiß-Gassen. Auff der Mönch-Gassen ist das Closter zum H. Creutz; hat auch andere / sonderlich die Spital-Kirche. Item / ein wolgebaute Schul; ein alte Burgk und ein schönes grosses in Stein erbautes Rathhauß. Es ist auch allda ein schöner grosser viereckichter Ring oder Marckt / und ein wol-außgepflasterter Platz / und ein feines Kauffhauß. In Kriegs-Zeiten hat diese Stadt viel außstehen müssen / sonderlich im Hussiten-Krieg / und bey Regirung Königs Georgii in Böheim; wie zum theil allbereit oben gesagt worden ist. Was aber bey dem nechsten Böhmischen / und darauff erfolgtem Teutschen Krieg / allhie vorgeloffen / davon findet sich fast nichts auffgezeichnet; ausser / daß Bogißlaff Philipp Kemnitz / im ersten Theil deß Königlichen Schwedischen in Teutschland geführten Kriegs / fol. 453. seqq. schreibet / daß Anno 1632. in Schlesien / sich die Sächsischen und Brandenburgischen / miteinander nicht vergleichen können / dardurch dann nicht allein Breßlau zu ihrem Willen nicht gebracht / sondern auch sonst eines und anders versaumt / und / bey solchem Zustande / Münsterberg / Franckenstein / Reichenbach und Neis / wieder von den Käiserlichen eingenommen worden seye; dessen Schuld daselbst mehrern Theils dem von Arnheim zugemessen werden will; so man dahin gestellt seyn läst. Es führet die Stadt in ihrem Insigel / im blauen Felde / eine weisse Burgk / mit 2. Thürnen; darzwischen ein güldener Stern / und unten im offenen Thor den alten Buchstaben M.


Nambslau.

Ein Städtlein und Schloß / im Hertzogthum Breßlau / so vorzeiten Lignitzisch gewesen / aber Anno 1348. der Cron Böheim verkaufft / und / nachdem in solchem Jahr / die Stadtmauren allhie zu erbauen angefangen / derselben Anno 1359. incorporirt worden; wiewol folgender Zeit dieser Ort dem König Georgen / wegen der Religion / nicht Gehorsam leisten wollen. Anno 1578 ward auff dem Fürsten-Tag / solches Städtlein zu bevestigen / beschlossen. Anno 1634. haben es die Käiserlichen / im Jenner mit Sturm erstiegen / aber im Schloß haben sich die Schwedischen gewehret. Folgends im Brachmonat dieses Jahrs haben die Chur-Sächsischen solchen Ort wieder einbekommen. Folgends ward er abermals Käiserlich. Und als Anno 1642. der Schwedische Feld-Marschall Torstensohn Anfangs in Schlesien grosses Glück hatte; so haben seine Leute / die auff Polnischer Seiten / über der Oder / gelassen worden / sich bald und zuforderst / umb dieses Nambslau angenommen: von dannen sie auff die benachbarte Städte / Oelß und Bernstatt gangen seyn; dardurch der Stadt Breßlau der Paß von Polen her gesperret worden ist. An. 46. eroberte der Schwedische General-Major Wittenberg dieses Nambslau.


Naumburg.

Dieses Namens seyn 2. Städtlein in Schlesien. Das erste am Queiß / im Fürstenthumb Jauer und den Ober-Laußnitzischen Gräntzen; allda sich Anno 1642. die Schwedischen befunden.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_256.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)