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Dann der Hertzog derselben zugethan ist / und deß Religions-Friedens im Römischen Reich zu geniessen hat; der aber benebens auch die Römisch-Catholische allhie nicht vertreiben darff; wie es dann bey dieser Stadt noch eine derselben Religion Aebbtissin / und Closter / wie vordiesem / also noch / wie auch einen Breßlauischen Bischoffs-Hof hat. Die Kirch zu S. Peter und Paul ist ein schönes hohes Gebäu / wie auch die zu Unser Frauen. Die Kirch zu S. Johann ist Anno 1347. gestifftet. Im Dominicaner-Closter liget Hertzog Boleslaus Calvus. Es hat ingleichem eine wolgebaute Schul / und Häuser für die Armen allhier. In dem schönen vesten Schloß / haben die Hertzogen vor diesem / allwegen ein wolgerüstetes Zeughauß / auch dabey einen herrlichen Garten / gehabt. Es hat ingleichem in der Stadt ein feines Rathhauß / und einen grossen Marckt / schöne steinerne Häuser / und eine Druckerey. So machet man allhie gutes weisses Bier. Und wird im Lignitzischen ein weisse Erde gefunden / welche in der Artzney zu gebrauchen: die Strignitzische ist hergegen röthlicht. Unter den Geschichten dieser Stadt seynd folgende zu mercken. 1. Daß Anno 1241. die unglückhaffte Schlacht mit den Tartarn / bey solcher gehalten worden / und haben die Burger / nachdem ihr Hertzog Henricus Pius, ein Sohn Hertzogs Henrici Barbati, und der heiligen Hedwig / (so damals noch lebte) in der Schlacht blieben / die Stadt selbsten verbrant / und sich auß dem Schloß gewehret / auch dasselbe erhalten. Anno 1411. den 17. Brachmonats / kam in einem Brauhause / Feuer auß / und legte die Stadt in Brand. Anno 1453. ist die Stadt wieder abgebronnen / und giengen in solcher Brunst / in den Gefängnüssen auch sehr viel Juden mit auff / und wurden ihre Güter eingezogen. Das folgende 1454. Jahr / ward der Rath allhie in einem Aufflauff erschlagen. Anno 1569. und 1608. hat Lignitz / grossen Schaden vom Wasser erlitten. Anno 1609. seyn 370. Wohnhäuser allhie abgebronnen. Anno 1632. im Heumonat / brachten die Schwed-Chur-Sächsisch- und Chur-Brandenburgische ihre Besatzung in Lignitz / deßwegen der Hertzog am Käiserlichen Hof in Ungnad kam. Es ist aber / noch in diesem Jahr / nach dem Treffen bey der Steinau / diese Stadt in Käiserliche Gewalt kommen; und hat hernach / biß auffs Jahr 38. Käiserliche Besatzung gehabt; wiewol der Hertzog / nach dem Pragerischen Friedens-Schluß restituirt worden ist; dazumal aber / im besagten 38. Jahr / ward / auff Vorbitt deß Königs in Polen / die gedachte Besatzung auß dieser Stadt / wie auch auß Brig genommen. Anno 1634. den 3. May / sind / nahend dieser Stadt / die Käiserlichen / unter dem Grafen Hieronymo von Colloredo, von den Chur-Sächsischen hart geschlagen worden / daß sie / wie in der Franckfurter Herbst-Relation dieses 34. Jahrs / am 45. Blat stehet / mit Verlust 4000. Mann / und Hinterlassung 1400. Gefangenen / 36. Fähnlein / 27. Cornet / 9. Stück Geschützes / und aller Munition / sich in Lignitz begeben müssen. Anno 1642. den 18. 28. May / grüssete der Schwedische Feld-Marschall Torstensohn diese Vestung mit etwas Geschütz / lag aber nicht lang darvor / sondern brach den 20. 30. diß / schon wieder auff / und daher mag es kommen seyn / daß hernach wieder eine Käiserliche Besatzung hieher / und nach Brig / gelegt worden / so noch daselbsten ist.


Löben / Löwen.

Von theils Lewyn und Levin / genant / ein Städtlein im Fürstenthumb Brig / zwischen den Städten Brig und Oppeln / von jeder 3. Meilen gelegen. Anno 1641. samleten sich die Käiserlich-Goltzischen zwischen Brig und Löben. Anders findet sich von diesem Ort nichts.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_252.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)