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Liessau / oder Lissa.

Im Breßlauischen Fürstenthum an der Polsniz / und nahend Neumarckt / gelegen / welches Städtlein Anno 1428. die Hussiten mit Feuer verderbet haben.


Lignitz.

Dieses ist eine vornehme Stadt in Schlesien / und das Haupt im Fürstenthum dieses Namens / den Hertzogen von Lignitz und Brig gehörig. Es werden in deß D. Schickfusii Chronik in dieses Fürstenthum gesetzt / die Städte und Städtlein / Goldberg / Lüben / Hain / Wolau / Steinau / Wintzig / Rauden / Parchwitz / Herrnstat / Wallstatt und Niclasstat / oder Nicolstadt / und die Vestung Spitzberg. Herr Johann Heinrich Hagelganß läst die Städte / Wolau / Steinau / Wintzig / Rauden und Herrnstat / auß / und macht (ausser Wintzig) darauß ein eigenes / nemlich das Wolauische Fürstenthum; thut aber hergegen zum Lignitzischen / Kleinkutzen / Kunitz und Koschwitz / deren 2. letztere jede an einem See / so unter der Erden zusammen gehen / gelegen seyen. Siehe unten Wolau; und von den hochgedachten Hertzogen dieses Fürstenthums oben Brig / und im Eingang dieser Beschreibung Schlesien. So viel aber die vorhabende Stadt Lignitz betrifft / so hält man darfür / daß sie von den Lygiis, einem Teutschen Volck / den Namen bekommen. Ums Jahr Christi 1170. ist sie vom Hertzog Boleslao, dem Langen / Geraden und Starcken / zugenant / (von deme diese Hertzogen zur Lignitz / etc. herstammen) erweitert / bevestiget / und erst zu einer rechten Stadt gemacht worden. Hertzog Friederich der Ander von Lignitz / (so der erste auß den Fürsten in Schlesien gewesen / der Anno 1523. die Evangelische Religion angenommen) hat im Jahr 1532. sie / zusampt dem Schloß / an Gebäuen / Mauren und Wällen / also starck und zierlich verwahret / daß sie / nechst Breßlau / für eine Landes Vestung billich zu achten. Ist ziemlich groß / und liget im Mitten deß Landes Nider-Schlesien / auff einem ebenen / schönen und flachen Felde. Hat herrlichen köstlichen Boden / und gute Lufft / neben welcher die Katzbach hinrinnet. Es ist Stadt und Schloß / zumal mit 2. Wassergräben / (so tieff / weit und voll Wassers seyn) außwendig umfangen; aber inwendig gegen der Stadt ist das Schloß und Fürstliche Residentz / mit einem sondern Graben und Brücke / unterschieden. Der Wall / an dem äussern Stadtgraben / ist von gebackenen Steinen auff Pfäl / oder einem Rost / ungefehr auff acht Schuh hoch von Grund auffgemauert / hernachmals mit Erden darauff gebauet / und rings herum mit grossen Runtelen / so einander wol erreichen können / und ungefehr 4. zum theil 5. und mehr hundert Schuh von einander gelegen / so gleicher Gestalt / wie an den geraden Mauren / anfangs mit Steinen / hernach mit Erden darauff / ums Jahr 1604. und folgenden / vor dem jetzigen Teutschen Krieg / gebauet gewesen; so aber seithero auff die neue Manir / so viel man Nachrichtung hat / mehrers fortificirt worden ist. Man hat allbereit vordiesem / und noch bey Friedens Zeiten / wegen der Fürstlichen Hofhaltung / gute Wacht allda unter den Thoren gehalten. Man sagt / daß bey der Lignitz die breiteste Brück in gantz Teutschland seye / nemlich auff der Breßlauischen Strassen / dieweil da der grosse See zu Cunitz oder Künitz / unter der Erden / in den Koischwitzer / oder Koschwitzer See / gehe / und sie also beyderseits zusammen fliessen. Die Vorstädte zu Lignitz seyn / vor dem jetzigen Krieg / auch groß und volckreich / gewesen. Sie / die Stadt / führet 2. weise überschränckte Schlüssel im blauen Felde. Hat in Ehesachen ein vornehmes Consistorium, allda man auch die Prediger / so der Augspurgischen Confession seyn / ordiniren thut.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_248.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)