Beschreibung dieser Stadt. Anno 1544. ist dieselbe gantz außgebronnen. Anno 1621. haben die Käiserlichen / hernach Anno 1627. erstlich die Dennemärckischen / folgends der Hertzog von Fridland / und das Käiserlich Volck / diese Stadt eingenommen. Und ward sie in besagtem 27. Jahr / von den gedachten Dennemärckischen / (die man auch wegen ihres Heerführers / deß Hertzogs Johann Ernsts von Sachsen-Weymar / die Weymarischen / und zum Unterscheid / seines Herrn Bruders / Hertzog Bernhards / so etliche Jahr hernach berühmt worden / Kriegsvölcker / die alt Weymarische genennet) die Stadt außgeplündert. Anno 1643. belägerte sie der Schwedische Feld-Marschall Torstensohn etliche Tag lang / und setzte ihr mit Schiessen und Stein-werffen hefftig zu; war gleichwol alles umsonst. Aber Anno 45. den 28. Weinmonats / bekam der Schwedische General Leutenant von Königsmarck Jägerndorff mit List.
Diß ist die Haupt-Stadt deß Hertzogthums / so von ihr den Namen hat / und in welches die Städtlein Buntzlau / Lemberg / Schönau / Greiffenberg / Lähn / Fridberg / Lübenthal / Schmideberg / Naumburg am Queiß / Kupfferberg und Hirschberg gehören: dazu J. H. Hagelganß Modlau / und Klitschendorff / thut. Käiser Carl der IV. König in Böheim / heuratete Hertzog Heinrichs deß Andern zu Jauer Tochter Annam, der / wie auch sein Bruder / Hertzog Bolco zur Schweidnitz / sonsten keine andere Erben hinterliessen / daher beyde Fürstenthümer Anno 1368. an die Cron Böheim kommen / bey der sie noch seyn. Es ligt aber die Stadt Jauer / 4. Meil von Schweidnitz und 8. von Breßlau / in Nider-Schlesien / auff einer schönen Ebene / gegen dem Risen- oder Böhmischen Gebürg. Ist nicht so weit und groß / als Schweidnitz. Hat keinen sonderbahren Fluß / aber starcke Mauren und Thor / gute frische Lufft / eine schöne Pfarrkirche; ein Bernhardiner Closter / und eine grosse Fürstliche Burgk / darauff beyder Fürstenthümer Schweidnitz / und Jauer / Lands-Hauptmann jetzt wohnet. Im Eingang der Canzley ist über der Thür vor diesem gestanden / und vielleicht noch:
Hic locus odit, amat, punit, conservat, honorat,
Nequitiam, Pacem, Crimina, Jura, Probos.
Das Rathhauß ist fein gebauet / und hat einen ziemlichen Platz herum / daran die steinerne Häuser mit Lauben und gemauerten Gängen / also gemacht seyn / daß man allezeit darunter trucken gehen kan. Sie führet im Schilde / und blauen Felde / S. Martinum, auff einem grauen Roß sitzende / wie er mit dem Schwerdt seinen rothen Mantel zerschneidet / etc. Es hat diese Stadt auch die Land-Vogtey An. 1590. den 15. Heumonats / seyn / wegen eines unvorsichtigen Büchsenschusses / für dem Goldbergischen Thor / hundert Feuerstätte und 94. Scheunen / in die Aschen gelegt worden; wie in der Schlesischen Chronik / lib. 4. cap. 12. fol. 91. zu lesen ist. Anno 1640. im Jenner / hat der Schwedische General-Wachtmeister Stalhanß / dieses Jauer besetzt / und mit Schantzen versehen. Der Käiserliche General Goltz ist darauff / um den Eingang deß Aprilis / darfür gerückt / und hat diesen Ort mit Sturm eingenommen. Die Burgerschafft (so / sonder Zweiffel / noch meistens der Evangelischen Religion wol gewogen gewesen) hatte sich / neben 200. Stalhansischen / tapffer gewehret; seyn aber auch sehr nidergemacht / und ist darauff die Stadt außgeplündert worden. Anno 1642. um das Ende deß Maji / nahmen die Schwedisch-Torstensohnische Jauer wieder ein. Anno 1646. im Majo / ward diese Stadt / von ihnen / den Schwedischen / außgeplündert / wie damahlen geschrieben worden. Es findet sich aber / daß noch im Herbstmonat / deß 47. Jahrs / der Schwedische Obrist-Leutenant Quast / allhie zu gebieten gehabt hat. Und ist hierauff Anno 48. diese Stadt / durch List / von den Käiserlichen auß
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_244.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)