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an diesem Ort / eine gewaltige Schlacht / zwischen Käiser Heinrich dem Fünfften / und Boleslao III. in Polen / geschehen / darinn die Polen obgesiegt hätten. Und / nachdem / über etliche Tag / viel Hunde allda auff der Walstatt zusammen kommen / welche so wütig waren / daß sie theils der Wandersleute angefallen und zerrissen / so wäre dieser Platz / in beyden Sprachen / Polnisch und Teutsch / das Hundsfeld genant worden. Aber / bey unsern Teutschen Historien-Schreibern / will sich hievon nichts finden lassen. Anno 1640. haben die Käiserlichen diß Städtlein inngehabt.


Jablonke / Jabluncka.

Ein Städtlein / an der Elsa / im Teschnischen Fürstenthum gelegen; davon aber sonders nichts denckwürdiges zu schreiben ist.


Jägerndorff / Carnovia.

Diese Stadt hat den Namen daher / daß / vorzeiten an solchem Ort viel herrliche Jagten und Wildbahnen herum gewesen. Sie wird auch nach einem Mährischen Wort Carnovia, und ein Jägerndorffer Carnowfsky genant / wegen der Hörner / zwischen zwey Steinen / so die Stadt in ihrem Sigel führet. Sie ligt in Ober-Schlesien / unter dem Böhmischen Gebürge / an den Gräntzen zwischen Böheim und Mähren. Das Wasser Oppa fleußt dardurch. Es sind noch heutiges Tages nahe dabey viel herrliche Jagten und Wildbahnen / auch schöne und hohe Lerchen-Bäume / und findet man auch um die Stadt Sauerbrunnen. Und ist nicht weit von derselben ein altes verfallenes Schloß / der Schellenberg genant / welches Geschlecht vorzeiten diese Stadt erblich inngehabt hat. Ist hernach an die Cron Böheim kommen. König Ludwig in Ungarn und Böheim / hat folgends / ums Jahr 1524. die Stadt / samt dem darzu gehörigen Fürstenthum / Marggraf Görg dem Frommen zu Brandeburg / zu Erb- und eignen Rechten / übergeben und geschenckt / so ihme hernach Käiser Ferdinandus I. zu Lehen geben / welcher Marggraf hieher ein herrlich Schloß erbauet / und die im Römischen Reich übliche Rechten / zusamt der Augspurgischen Confession, da eingeführet; auch eine Regirung / nebens einem Hauptmann dahin verordnet hat. Nach seinem Tode / kam dieses Fürstenthum / samt der gedachten Haupt-Stadt Jägerndorff / an seinen Sohn / Marggraf Görg Friederich / zu Anspach; von dem es Anno 1603. sein Herr Vetter / Chur-Fürst Joachim Friegerich zu Brandeburg / etc. geerbt / und solches seinem Sohn Marggraf Johann Görg hinterlassen; der obgedachtes Schloß allhie / zu Jägerndorff / in viel Weg verbessert hat. Er ist aber / weil er sich deß Böhmischen Wesens starck interessirt gemacht / vom Käiser Ferdinando II. in die Acht erklärt / und ihme dieses Land entzogen worden; nachdem ihm schon zuvor auch die Städte Oderberg / Beuthen und Tarnowitz / den 17. Aprilis / Anno 1617. durch ein ordenliche Sententz / für dem Ober-Recht / abgesprochen worden seyn. Daß also der Zeit / ausser dieser Haupt-Stadt / allein die Städte Bendschin / Zauditz / Boberau / und Lübschütz / noch diesem Fürstenthum / und dessen jetzigem Herrn / Fürst Carln von Liechtenstein / deß Fürsten Caroli von Lichtenstein / Hertzogs zu Troppau und Jägerndorff / etc. der Anno 1627. gestorben / hinterlassenem Herrn Sohn gehörig / seyn. Es hat in dieser Stadt Jägerndorff ein zierliches in Stein auffgeführtes Rathhauß: die Privat-Häuser aber seyn noch mehrern theils höltzern. Sonsten seyn da veste und dicke Stadtmauren. Siehe Matthiä Bilizers

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_243.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)