Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 237.jpg

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worden. Es bekamen die Schwedischen allda 26. Stück Geschützes / und / unter denselben 2. gantze Carthaunen / darbey weit über 500. Centner Pulver / samt viel tausend Malter Meel / viel Früchten / Munition / Kriegs-Instrumenten / Wein / und anders. Das Schloß solle mit Accord übergangen seyn. Die Jesuiten / und andere Geistlichen / hat man ranzionirt und fortgeschafft; die schöne Pfarrkirchen / und darein geflehnete Sachen / außgeplündert: und weilen ein Soldat eine brennende Lunten von sich geworffen / ist dardurch ein Feuer außkommen / worüber dieses Gebäu / samt dem Thurn / und vielen Häusern herum / in Grund abgebronnen. Im Augustmonat hernach / kam die Käiserliche Armée wieder vor Glogau / und fieng die Stadt an / um den 19. dieses / zu beschiessen; aber der Obrist Wrangel / der Tolle genant / so in Glogau das Commando hatte / thate denselben mit Gegenwehr / und Außfallen / grossen Schaden; darüber / und durch das Stürmen / sie dann etlich tausend Mann verlohren / und den 12. Herbstmonat / mit guter Manier wieder abzogen; sonderlich / weil der General Torstensohn zum Entsatz ankommen war / und etwas Volck in die Stadt gebracht hatte. Die Schweden haben seither diesen Ort über die massen bevestiget / und denselben noch der Zeit in ihren Händen. Anno 1646. nach Eingang deß Wintermonats / liesse sich allhie am Himmel ein merckliches Wunderzeichen sehen / in Gestalt zweyer gegen einander streitenden Heere: worauff endlich eine grosse Ruthe sich herfür thate / die sich gegen Polen gewendet; wie in dem V. Theil deß Theatri Europaei, fol. 1247. a. stehet.

Belangende das andere / und auch obgedachte Glogau / im Hertzogthum Oppeln / zwischen Zülch und Cosla; Item / zwischen Cosla und dem Neustättlein / beym Wasser Bending gelegen / so wird solches Städtlein / zum Unterscheid deß obigen vorbeschriebenen Groß-Glogau / das kleine; Item / das Ober-Glogau / genant; so Anno 1627. die Sächsisch-Weymarische eingenommen haben.


Goldberg.

Diese Stadt ligt im Hertzogthum Lignitz an der Katzbach / und machet mit ihren Flecken / und Dörffern / herum / einen eigenen Cräiß / oder Gebiet / so den Hertzogen von Lignitz / etc. gehörig / und Goldberg selbst nicht weit von der Haupt-Stadt Lignitz gelegen ist. Es hat das Goldberg- und Troppauische Gersten-Bier den Vorzug vor andern. Anno 1427. haben die Hussiten auß Böheim allhie die Knaben in der Schul / und die Priester in der Kirchen / umgebracht / auch sonsten viel Menschen erschlagen. Anno 1469. hat Hertzog Heinrich zu Münsterberg diese Stadt / weil sie es wider seinen Herrn Vatter / König Görg in Böheim / mit König Matthia auß Ungarn / gehalten / gebrandschätzt. Anno 1554. den 17. Julij / brante diese Stadt Goldberg mehrern Theils ab / und ward die vom Hertzog Friderico II. zur Lignitz / allhie auffgerichtete Schul (derentwegen dann dieser Ort sonderlich berühmt ist) von dannen / auff eine Zeitlang / nach Lignitz gelegt / daselbsten den 26. Aprilis, deß folgenden Jahrs / Valentinus Trotzendorff / der fürtreffliche Regirer dieser Goldbergischen Fürsten Schul / im 67. Jahr seines Alters gestorben ist. Anno 1576. den 24. Heumonat / ist allhie abermals ein Feuer auffgangen / und seyn bey die 160. Häuser abgebronnen. Anno 1613. am H. Ostertage / auff den Abend / entstunde allda noch eine grössere Brunst / und wurden 571. Häuser in die Asche gelegt. In diesem Teutschen Krieg hat Goldberg auch viel außgestanden / und ist Anno 1640. eine Schwedisch-Stalhansische Besatzung allhie gelegen.


Gorzowa.

Ein Städtlein im Opplischen Fürstenthum / von deme / ausser deß Namens / sonst nichts / zur Zeit / gefunden wird.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_237.jpg&oldid=- (Version vom 8.9.2022)