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Freyberg.

Ein Städtlein im Fürstenthum Schweidnitz / an der Polßnitz / nahend Striga / Kuntzendorff und Fürstenstein / gelegen. Weiter wil sich nichts davon finden lassen.


Freyhan / oder Freyhain.

Ein Städtlein / in der freyen Herrschafft Militsch / an den Polnischen Gräntzen. Sonsten hat man davon keinen Bericht.


Freystat / Freystätlein.

Dieses Namens seyn zwo Städte in Schlesien. Die erste im Hertzogthum Glogau / so gleich der Mittel-Punct gegen die umligende Städte / Sprottau / Sagan / Grünberg und Beuthen / ist. Dann dieses Freystat von einer jeden 3. Meilen / von Breßlau 16. von Groß-Glogau 5. und gleichwie in einem Thal / ligt / so um und um / auff allen Seiten / mit Bergen und Höhen / ausser gegen Nord-Ost / umgeben ist. Der Diameter hat bey 2. Stadia, der Umkreiß fast 6. Stadia. Es ist dieses Freystat erbauet worden / als allbereit wieder Teutsche in diesem Lande gewohnet / und sonder Zweiffel / unter Henrici III. Hertzogs zu Glogau / Söhnen / deren Frau Mutter Mechtild / Hertzog Albrechts zu Braunschweig Tochter war; daher die Stadt im Secret Insigel einen Thurn und ein M. führet. Die Polen haben[1] Freystat Cozuchoviam, von den Peltzen genant; weiln sich viel Teutsche Handwercksleute da nidergelassen / die Peltz / und Kotzen / gemacht haben. Das Schloß ligt nach Nord / so die alten Fürsten erbauet / und sonderlich Henricus X. mit Gräben bevestiget; welches / folgender Zeit / vom Herrn von Schöneich / als Pfands-Herrn dieses Orts / statlich zugerichtet worden ist. Es hat da / vorhin eine gute Schul gehabt; und finden sich daselbst feine steinerne Häuser. Doctor Joachimus Cureus, so von hinnen bürtig gewesen / schreibet im II. Theil seiner Schlesischen Chronik / am 43. und folgenden Blättern / daß diese Eleutheropolis Elysiorum, oder die Freystat / von Natur ein gesunder Ort / der zu Erhaltung reiner Lufft / und aller Fäulniß zu wehren / sehr bequem; aber die Lachen und Pfüdelen um die Stadt / darein die Handwercksleute allerley Unflat werffen / geben einen bösen Dunst und Gestanck / davon die gute Lufft verderbet werde; die darneben sehr zärtlich / und etwas kalt / so der Lungen / und Brust / schädlich; darum in dieser Stadt Phthisis, die Darre / oder Schwindsucht / ein erbliche und gar gemeine Kranckheit / dieselbe auch gantz unheilbar seye / also / daß gantze Geschlechter daran untergehen; fürnemlich aber seyen die Weiber damit behafft: Die Oder sey eine gantze Meil davon; die Aecker umher seyen sandicht / zum theil auch steinicht / werden aber durch fleissige Acker-Arbeit traghafftig gemacht: Es seyn um die Stadt lustige Gärten / mehr / und besser / als um Glogau; Item / im Freystätischen viel Dörffer / und in der Stadt kein Closter: ihr Name komt entweder daher / weilen man den Teutschen grosse Freyheit vorgeschlagen /damit sie sich allda desto lieber niderliessen / wie dann das Gefilde herum / noch heutiges Tages / die Freyheit genant werde / auff welchem diese Stadt erbauet worden / welche weite Felder jedermann frey / und von der Obrigkeit / um einen gewissen Zinß / jedermänniglich zu gebrauchen / vergünstiget waren. Und dieses sagt gedachter Cureus. Anno 1488. den 14. Weinmonat / liesse Hertzog Hanß von Sagan / durch seine Böhmen / die er nicht zu bezahlen vermochte / selbsten seine Stadt Freystat plündern und anzünden /


  1. Vorlage: hahen
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_227.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)