Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 207.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Boberau.

Ein Städtlein im Jägerndorffischen Fürstenthum gelegen.


Bobersperg.

Ein Städtlein / im Croßnischen Fürstenthum / zwischen Sommerfeld und Crossen / auff einer Höhe / gelegen.


Boleslau / Buntzel.

So ein andere Stadt / als die beyde Buntzel in Böheim. Es ligt aber dieses Schlesische Boleslaf / Boleslau / oder Buntzlau / am Fluß Bober / und im Hertzogthum Jauer / 5. Meilen von der Stadt Lignitz / und ist deß gelehrten Opitii Vatterland. Anno 1468. hat Hertzog Heinrich zu Münsterberg / Königs Görgen in Böheim Sohn / die Städte Sittau / Lauben / Buntzel / Goldberg und Hain / gebrandschätzt / weil sie den König Matthiam in Ungarn für ihren Herrn angenommen. Er hat auch im Breßlauischen gebrant / geraubt / und alles / was ihme fürkommen / gewürget; wie Boregk in der Böhmischen Chronik / am 569. Blat / schreibet. Anno 1539. den 4. Maij / war allhie zu Buntzel ein schröcklich Wetter. Anno 1639. und also über hundert Jahr / kamen die Schwedischen hieher / und hatten sie in den folgenden 40. und 41. Jahren die Stadt noch innen. Aber Anno 42. den 13. Hornung / eroberten dieselbe die Käiserlichen mit Beding: die doch bald hernach die Schwedischen wieder bekommen haben; wiewol die Käiserlichen das Schloß damals erhalten. Es seyn aber sie / die Schwedischen / folgends auch für das Schloß geruckt / und weilen sich die Käiserlichen darinnen tapffer zur Wehr gestellt / so ward die Stadt in brand gesteckt und geplündert / und das Schloß umsingelt hinterlassen.


Bolkowitz / Polckwitz.

Und auch Pulckwitz von theils genant / ein Städtlein im Fürstenthum Glogau / zwischen Lüben und dem Neustättlein / gelegen / so alt / und von vielen Zeiten her den Hertzogen zu Glogau unterthänig gewesen ist. Anno 1457. den 16. Mertz / ist es außgebronnen; wie es dann Anno 1563. den 26. Heumonats / durch gleichen Unfall / auch untergangen ist.

Es lag nahend diesem Städtlein / und in einem Morast / das veste Schloß Heintzendorff / dessen die Schlesische Chronik lib. 4. cap. 32. im Jahr 1488. gedencket Anno 1641. nahm solches der Schwedische General Stallhanß ein / und ward es damals darfür gehalten / daß darauß hundert Mann sich für zehen tausend wehren könten. Es bekamen aber dasselbe noch in diesem Jahr die Käiserlichen; und dann Anno 42. den 1. Weinmonats neuen Calend. die Schwedischen wiederum; und dieweil es für ein Raubnest gehalten worden / das sonsten wenig Nutzen bringen konte / so hat solches Schloß hernach / der Schwedische General Feld-Marschall / sprengen / und zu Grund richten lassen; wie hievon in Tomo IV. Theatri Europaei, f. 607. 609. und 935. a. zu lesen ist.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_207.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2019)