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III.Schlesien.

Dieses grossen Landes Nam wird unterschiedlich hergeführet / indem ihn theils von den alten Inwohnern / den Elysiis, theils von den Slaven oder Wenden / theils von einem König / so Schleß geheissen haben solle; theils von dem Wasser Schleß / oder Sleso, so in die Oder falle; theils von dem sehr hohen und grossen Zottenberg / oder Saboth / so sonsten Silensis genant wird; theils vom Wort Schleichen / herbringen wollen; Weilen zu den Polen / so das Land mit der Zeit / nach dem ersten Teutschen Inwohnern / einbekommen / auch Meißner / Pommer / Märcker / und sonsten allerley Völcker / sich da nidergelassen / und gleichsam eingeschlichen seyen; daher man folgends die Inwohner Slesitas, und auff Polnisch Slezaci, geheissen habe. Welches aber alles auff seinem Werth und Unwerth beruhet: Gleichwie auch deß Pirckheimeri Meynung / daß die Lutiburi um Breßlau / die Batini im Fürstenthum Sagan / die Cogni im Hertzogthum Teschen / und die Sidones im Opplischen gewohnet haben sollen / dahin gestellt wird. So hat Dresserus, daß die Lutiburi heutiges Tages Schlesier genant werden. Andere wollen / daß / neben den obgedachten Elysiis, auch die Lygii; Item / die Quadi, in dem Theil Schlesien / so etwan da zu Mähren gehört / und zum theil auch die Manimi, nach der Oder hinzu / gewohnet haben. Daher sagt Simon Grisbehius:

Elysiam veteres Lygii, Quadique, Manimi,
Marsigni, clari quam tenuére Luji.

Philippus Cluverius machet zu deß Lands Schlesien alten Einwohnern die Semnones, zum theil die Quados; Item / die Osos, Marsignos, Burios, etc. und wil / lib. 3. cap. 25. Antiquae Germaniae, wider gedachten Pirckheimerum, Jodocum Willichium, Dresserum, und andere mehr / beweisen / daß Suevus nicht die Spree / sondern die besagte Oder seye / daran die vorgemeldte Semnones gesessen. Joachimus Cureus schreibet in seiner Schlesischen Chronik / unter anderm / also: Der alten Oerter Namen haben sich verlohren / als die Polen das Regiment über diese Lande bekommen / da die Land-Sprach in ihre Sprach verwandelt worden. Und also seyn die Namen der allerältesten Oerter in diesem Lande Hennetisch. Doch ist auch wol zu glauben / daß man noch etliche alte Namen behalten / und darnach die Städte / als sie erbauet worden / wiederum mit dem alten Namen genennet hat / als Lignitz / Libus / etc. und andere. Plinius nennet die Oder / (so der Hauptfluß in Schlesien ist) Guttalum, welcher Nam ohne Zweiffel / von den Gothen herfleußt. Die Hennetische Sprach hat hernach diesem Fluß den Namen Oder gegeben / welcher / wie Johannes Duglossus (Königs Uladislai in Ungarn / und Böheim / Königs Casimiri in Polen Sohns / Praeceptor) bezeuget / vom rauben / wegführen / herkomt / darum / daß die Oder / wann sie anlaufft / und außgehet / die angelegene Felder verwüstet. Als Attila gestorben / und unsere Völcker dieses Orts / durch die vielfältige Veränderungen ihrer Sitz / und Wohnungen / und andere erlittene Schäden / sehr vermindert / und untergangen / glaub ich / daß nicht lang hernach / die Sarmatier / oder

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_198.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2019)