Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 185.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Titschein / Gitčjn.

Deren zweyerley / und nahend beysammen / zwischen Weißkirch und Freyberg / auff Schlesien zu / gelegen / deren das eine Alt-Titschein genant / und ein Flecken / sammt einem Berg-Schloß; das ander aber Neu-Titschein geheissen wird / und eine Stadt ist; davon nicht weit das Schloß / und Flecken Stramberg / und der Berg Rodhost / ligen. Man kommt auff Titschein / wann man von Cracau / auß Polen / nach Wien in Oesterreich / reiset. In der Franckfurter Frühlings-Relation deß Jahrs 1646. stehet / daß An. 45. der Schwedische General Leutenant von Königsmarck / Teschen / Tetschein / Weißkirchen und Lippena / mit Gewalt eingenommen hätte; (darunter / sonder Zweiffel / ein Titschein / auß diesen beyden / seyn wird) und hätte er darauff Freudenthal mit Sturm bekommen. Im V. Theil deß Theatri Europaei stehet fol. 1213. daß die Schwedischen das Schloß Alten-Titschin in Mähren wiederum Anno 46. besetzt hätten.


Tobitschau.

So die Böhmen Thowačow / und Thomas Jordanus in seinem Tractat von den Bädern in Mähren / Tavoczoviam, nennen / der auch sagt / daß bey diesem Städtlein / auf ein Viertheil-Meil davon / das Dorff Virouany, (in der Land-Tafel Werowen) lige / allda ein Bad seye. Es hat sonsten diese Stadt / und vorhin ein gut- vest- und schönes Schloß / ihr Lager bey dem Haupt-Fluß deß Landes / oder der Morava / zwischen Olmütz und Cremsir / und nahend Kojetin und Prostnitz. In der Franckfurtischen Herbst-Relation deß Jahrs 1643. stehet pag. 80. daß gemeldtes Schloß dem Königstein in Meissen nicht sehr ungleich gewesen seyn solle. In Tomo V. Theatri Europaei, fol. 117. b. wird vermeldet / die Schwedischen seyen / in besagtem Jahr / bey Tobitschau / zwischen dem Fluß Morava / und etlichen anreichenden Teichen / welche der Fluß durchgehe / still gelegen / und hätten sich starck verschantzt / hergegen dem Käiserlichen Haupt-Quartir an dem Städtlein Coytin / 2. Stund von Tobitschau entlegen gewesen. Hernach aber stehet f. 218. seq. daß die Schwedischen von Cremsir den letzten Junij in diesem 43. Jahr / auff Tobitschau gangen / hätten selbigen Ort starck angegriffen / und auff dem 4. Tag erobert; der darinn gelegene Capitäin / mit einer Compagnie Knechten / hätte die Stadt verlassen / und sich in das Hauß begeben; welches aber die Schwedischen ebener massen / nach gethanem Granaten einwerffen / einbekommen. Die Käiserlichen hätten sich ein kleine Meil von Tobitschau zu Cojetien mit der Armée gesetzt; da man dann gegen einander in die 6. Wochen still gelegen. Und weil der besagte Commendant Tobitschau auff Discretion es übergeben / hätte Gallas ihm den Kopff abschlagen lassen. Es sollen die Schwedischen einen grossen Vorrath allda gefunden haben. Und hat der Schwedische General Torstensohn hernach das besagte veste Schloß in die Lufft sprengen lassen; der Käiserliche General Gallas aber nahm die Stadt wieder ein. Es ist in der Zeitung deß Schlosses Dobschütz / 2. Meilen von Olmütz gedacht und gesagt worden / daß solches deß Grafen von Salm Jurisdiction unterworffen / und daß die Schwedische Armée Anno 1643. bey demselben gelegen seye. Ob nun dieses Dobschütz / eben das Tobitschau seyn mag / darvon ermangelt uns mehrer Bericht. Weiln aber Herr Julius Graf von Salm und Neuburg / am Inn / Käiserlicher Cämmerer / etc. und der hochlöbl. Teutschen Nation zu Padua gewester Consiliarius, sich Anno 1629. einen Herrn in Touuitshau in Mähren geschrieben; so ist zu muthmassen / daß besagtes Dobschütz eben dieses Tobitschau seyn werde.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_185.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2019)