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von Theils unrecht Radisch genant. Hat Weinwachs herumb. Martinus Boregk / in der Böhmischen Chronik / schreibet fol. 230. daß König Ottogarus, von Grund auff / in Mähren / eine veste Stadt erbauet / so er von der Vestung Hradißten nennete. Und am 562. Blat / sagt er also: König Matthias Corvinus (in Ungarn) hat die Stadt Graditz / oder Hradißte / in Mähren belägert / welche auß den Königlichen Städten allein König Georgen (in Böheim) Glauben gehalten hatte. Nam die Vorstadt ein / konte aber / wegen deß Wassers Mora / die Stadt rings umher nicht belagern / die auch sonst / der Gelegenheit nach / gegen allen Angriff / wol verwahret war. Die Besatzung der Böhmen fiel auß in das Königliche Lager / und thate so ein tapffer Treffen daß sie König Matthiam, welches ihme zuvor nit begegnet war / in die Flucht trieben / welcher sich auch unterwegens nirgends auffhielte / biß er durch Broda (Hungarisch Brod) so nicht gar weit von Hradisch gelegen) kam. Dieses schreibet Boregk; welches auch andere bestätigen / und sagen / daß deß gedachten Königs Georgii 2. Söhn / Hradisch / die Gemein Uniczou / oder Untzschow / und andere Vestungen in Mähren / zuvor eingenommen hätten. Gedachtes Untzschow nennet Theobaldus, an einem Ort / eine Stadt in Mähren / und an einem andern Ort eine Vestung; so vielleicht Neustatt seyn mag / so in der Land-Tafel Unicow auff Böhmisch genant wird / und etwan Uniczou heissen solte / welches cz / wie zsch / oder tsch / außgesprochen wird. An. 1643. haben sich die Schwedischen / nachdem sie Cremsier erobert / verheeret und verbrant / auff die Stadt Hradisch gewendet; es ist aber / von derselben Besatzung / ihnen solcher tapfferer Widerstand begegnet / daß sie mit Verlust wieder abgezogen; wie in Tomo V. Theatri Europ. fol. 117. zu lesen. Hat eine Dechaney.

Es ist sonsten ein Ort auch in Mähren / so Hradisko / oder Gradisco, genant wird / oberhalb Prostnitz gelegen / so ein Flecken seyn solle / allda man die Myrrhen gräbet. Dubravius setzet auch den Weyrauch darzu / und schreibet in seinen Böhmischen Historien hievon ein mehrers.


Hulin.

Ein Städtlein / dem Bischoff von Olmütz gehörig / und nahend der Stadt Cremsir; Item / Holeschou / gelegen. Boregk sagt / in der Böhmischen Chronik / am 230. Blat / daß König Ottogarus in Böheim / nach der Ungarn Niderlag bey Laba / dem Bischoff Brunoni, zu Mähren / das Städtlein Hulin / sammt andern darzu gehörenden Dörffern geschencket habe.


Jamnitz.

Auff einem Hügel / beym Fluß Zeletewa / nahend Mährisch Budweiß und Politsch / auff Böheim zu / gelegen. Was es aber seye / wird nicht gemeldt.


Iglau / Gihlawa.

Diese Landsfürstliche Stadt ligt an den Böhmischen Gräntzen / und an der Igla / zwischen Polna und Teltsch. Gibt Gebürg und Holtz nahend herumb; in der Stadt aber wird herrliches Bier gebrauet / und gutes Tuch gemacht. Sie hat sich Anno 1458. ob sich schon allbereit die Städte Brinn und Olmütz mit dem neuen Böhmischen König Georgio vertragen hatten / demselben / weil er Hussitisch war / widersetzt; daher er sie belägert / die sich auch endlich / nach empfangenem grossen Schaden / mit Accord ergeben hat. Boregk sagt / es habe die Belägerung in 4. Monat lang gewähret / und sich Käiser Friederich in die Sach gelegt / und sie miteinander vertragen;

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_168.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2019)