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/ oder Pro-Marchione, daselbsten verordnet; von welcher Zeit an / die Könige in Böheim / allwegen ein Lands-Hauptmann in Mähren gehabt; wiewol Käiser Carls deß Vierten / und Königs in Böheim / Bruder Johannes, und seine beyde Söhne / Jodocus und Procopius, so ohne Erben verstorben / selbiges Marggraffthum eine Zeitlang besessen / und sich desselben Marggrafen geschrieben haben.

Auff die kurtze Landes-Beschreibung folgen nun die Städte und vornehmste Oerter / so viel man deren in Erfahrung bringen / auch von denselben etwas schrifftwürdiges finden können: und zwar erstlich:


Auspitz / Hustopecz.

Es ligt diese Stadt zwischen Austerlitz und Niklsburg / von dem ersten 3. und von dem andern Ort 2. Meilen / und nicht weit von einem See / daran Braunowitz / Polehradice und Kobili / ligen. Es ist dieser Ort berühmt / wegen der stattlichen Ochsen- und Pferd-Märckte / so wochentlich allda seyn; und werden sonderlich die Ochsen / so die Raaber / Altenburger / Preßburger / Tyrnauer und Wartberger / auß Ungarn dahin bringen / ferner / von dannen / an weit entlegene Oerter getrieben / insonderheit aber von den Mährischen Metzgern erkaufft. Es gibt auch einen grossen Weinwachs um Auspitz / welcher aber / deß kalckichten Bodens halber / gar ungesund ist; daher es allhie wenig alte Leut / hergegen gar viel lahme und podagrische / gibet. Sonsten ligt dieser Ort / wegen der Oesterreichischen und Ungarischen Nachbarschafft / zu Friedens Zeiten / gar wol. Käiser Rudolff hat dem Grafen von Schwartzenberg / als er Anno 1598. die Vestung Raab in Ungarn erobert / das Städtlein Hustopecz / geschenckt; so vielleicht dieses Auspitz / welches die Böhmische Mährer Hustopecz nennen / seyn mag. Anno 1623. hat Bethlehem Gabor Auspitz eingenommen.


Austerlitz / Slawkow.

Ligt zwischen Wißkow und Auspitz: Item / Butschowitz und Menes / an einem unbenamsten Wasser / da herum es auch etwas Weinwachs gibet. Es ist diese Stadt vor diesem sehr beruffen gewesen / dieweil man an keinem Ort in Mähren mehrere Religionen und Secten / als allhie / soll gefunden haben. Man will / daß dieser Ort / vor dem nächsten Krieg / dem vornehmsten Mährischen Geschlecht der Herren von Kaunitz / etc. gehört habe; deme er vielleicht noch zuständig ist. Dann wir / als weit entlegen / hievon / und wie es etwan die Jahr hero daselbst im Kriegs-Wesen hergegangen / keine Nachrichtung haben bekommen können.


Brinn / Brno / Bruna.

Diese Stadt / so zwischen den Wassern Schwarta und Zwitta / gelegen / die unterhalb derselben zusammen kommen / solle vorzeiten Brun geheissen haben; daher sie noch Lateinisch Bruna, und von den Böhmen / und Slaven Brno, im VI. Theil aber deß Görg Braunen Städtbuchs Bruo, genant wird. Ist / nach Olmütz / die Haupt-Stadt im Mähren / daselbsten / Umwechselungs Weise / die Landtäge gehalten werden / nemlich / das eine mal allhie / und das andere zu Olmütz. Sie ligt eben / ist wol und stattlich erbauet / aber vor diesem nicht volckreich gewesen. Hat 4. Thor / das Brunner / Jüden / Frölich und Renner Thor. Und seyn da zu sehen die Thum-Kirch oder Probstey / das Jesuiter Collegium (deme Käiser Ferdinandus II. Anno 1623. den

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_157.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)