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Przicze.

Dieses Orts gedencket Theobaldus im I. Theil deß Hussiten Kriegs / am 51. Capitel / und sagt also: Przicze / das Städtlein / wird von den Piccarden / so Zischka allenthalben verfolgte / eingenommen / und in die 400. Menschen todt geschlagen. Aber Zischka hat es bald gerochen / und alles / was er von Piccarden angetroffen / todt geschlagen / ob sie sich wol unglaublich wehreten; so im Jahr 1421. geschehen. Wo aber solches Städtlein gelegen / das zeiget er nicht an.


Przibram.

Offtgedachter Boregk schreibet am 328. Blat / daß deß Ertzbischoffs zu Prag Städte seyen / Broda / Przibram und Libau / in welchen der Erste Ertz-Bischoff Ernestus Siechhäuser erbauet habe. Er stifftete auch 4. Clöster / und setzte geregelte Chor-Herren hinein / das eine zu Sacka / das andere zu Rockizan / das dritte zu Jaromirs / und das vierte zu Glatz. In dem Prachenser Cräiß ligt Schwibran / allda Bergwerck ist. Ob nun dieses Przibram etwan bedeutes Schwibran seyn solle / oder / wo es eigentlich gelegen / das ist uns unbewust.


Räbitz.

Ein Städtlein / oder / wie Bruschius sagt / ein Marckt / 3. kleine Meilen von Eger / auff Nürnberg zu / und an einem Wässerlein / das Bertius und Ens, Cossenium, oder Cossein / (so nahend da in die Trebnitz fällt / nennen) gelegen / und besagter Stadt Eger gehörig ist.


Radisfurt.

Ein Dorff der Herren Grafen Schlicken / allda es eine höltzerne / bedeckte / und fast herrliche Brück über die Eger geschlossen / zun Zeiten deß Gaspar Bruschen gehabt / die / wie er / in Beschreibung des Fichtelbergs sagt / mehr dann 800. Floren zu bauen gekostet hat.


Rakownicz / Rakonick.

Eine Stadt / nahend Burglitz / Krziwoklat / Strassitz / und nicht sonders weit von Beraun gelegen / davon der Rakowniczky Krag / oder Rakoniker Cräiß / den Namen hat. Als Anno 1620 das Käiser- und Bäyerische Kriegs Volck / auß dem Pilßner Cräiß / nacher Prag gehen wolte; seynd ihnen die Böhmen bey dieser Stadt so nahend entgegen gezogen / daß sie einander mit Büchsen erreichen konten; wie sie dann den 28. und 29. Weinmonats / auß grossen und kleinen Stücken / einander übel beschädiget haben; also / daß nicht wenig / und / unter denselben / auch der Freyherr von Dona / geblieben / und der General Graf Bucquoy, selbsten verwundet worden ist. Es hat aber darauff Hertzog Maximilian in Bäyern / etc. die Böhmen allhie verlassen / und hat seinen Zug nach Prag fortgesetzet; daher auch die Böhmen / mit ihrem neuen König Friderico, das Läger allhie zu Rakonik / oder Rakonicz / auffgehebt / und in Eil sich auff Prag begeben; da dann den 8. Nov. N. Cal. die bekandte namhaffte Schlacht daselbst erfolget ist. Anno 1639. bemächtigten sich die Schwedischen / im Heumonat dieses Passes.

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_121.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)