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/ und zum Fronleichnam / den Catholischen solten eingeraumt werden. Das Gefängniß / darinnen Käiser Wenceslaus 15. Wochen lang gefangen gesessen / ist auff der Altstäder Rahthauß / und wird Schpinka genennet: Jetzt setzt man die Weiber darein. Das Slowacken Closter / sonsten Emaus genant / in der Neustadt / dessen im vorgehenden gedacht worden / ist nicht weit von dem Carolhof: hat einen wunderschönen Creutzgang. Es ligt in der Kirchen auch die grosse Schleuder / mit welcher die Prager das Schloß Carolstein beschossen: weil sie aber zerlegt / und / wie zu vermuthen / etwas davon kommen / so ist noch keiner funden worden / der sie wieder zusammen hätte setzen können. Es gehen am Oster-Montag etlich tausend Menschen / wegen deß alten Gebrauchs / auß den drey Prager-Städten in dieses Closter; gleichwie den andern Tag hernach hinauß in den Käiserlichen Thiergarten / zu den Auer-Ochsen / wie Theobaldus, in der Histori vom Hussiten-Krieg / berichtet.

Es haben sich allhie zu Prag viel denckwürdige Sachen zugetragen; wie dann an derogleichen grossen und volckreichen Orten / sonderlich / wo Königliche Hofhaltungen seyn / zu geschehen pfleget / deren wir auch zum theil allbereit oben gedacht haben; von andern aber Cosmas Pragensis, Przibislavus Pulkava, Procopius Lupacius, Wenceslaus Hagecius, und andere Böhmische Geschicht-Schreiber / zu lesen seyn. Wir wollen Kürtze halber / zum Beschluß / allein etlicher noch gedencken; als / daß Anno 928. Prag vom Käiser Heinrich dem Ersten gestürmet und erobert worden. Anno 1043. hat Marggraf Egbert der Erste zu Sachsen / auch Prag mit Sturm eingenommen / weil ihr Hertzog Wratislaff / Käiser Heinrich dem Dritten ungehorsam worden. Anno 1401. ist Prag / von den Marggrafen zu Meissen / etc. auß Verordnung Käisers Ruperti, anderthalb Monat lang / belägert worden. Im Jahr 1420. giengen alle Clöster in den Prager Städten / und darunter auch das Closter S. Johannis in der Neustadt / Na Bogischti genant / beym Schweinthor / darinnen Creutzherren Rhodiser Ordens / biß auff S. Jacobs in der alten Stadt darauff; welches S. Jacobs Closter / darinn Minoriten seyn / und das ein hohe gewölbte Kirch / und in solcher Fenster von schönen gemahlten Gläsern hat / die Fleischer oder Metzger / errettet haben. Anno 1421. den 7. Junii / ergibt sich auch das jetzige Prager-Schloß S. Wenceslai, an die Prager. Anno 1422. werden / von dem auffrührischen Pöfel zu Prag wider die Obrigkeit / die Collegia daselbst gestürmet / und den 11. Mertzen die eiserne Thüren etlicher Gewölber deß grossen Collegii auffgeschlagen / die köstliche herrliche Liberey zerrissen und verbrennet. Anno 1432. hat das Wetter / den Abend vor Petri und Pauli / den Knopff auff der Kirchen zu S. Ilgen / in der alten Stadt Prag angezündet / und ist dieses hohe spitzige Dach / welches von köstlicher Arbeit / und mit Schiefer bedeckt gewesen / zusamt dem grossen Geleut in dem Thurn verbrunnen. Bald darnach / den Montag vor Maria Magdalena / ist das grosse Gewässer in Prag gewesen / davon alle Historici schreiben. Das Wasser gieng biß auff den Obst-Marckt. Indessen ist die steinerne Brücken / an 2. Orten gebrochen / als bey der alten Stadt 3. Bögen / bey der kleinen Seiten aber 2. Bögen / und ist das Wasser verlauffen: doch hat es das Spithal / und die andern Badstuben / auch alle Mühlen / außgenommen eine / den Neustädtern / weggerissen. Auff dem Podskal hat es fast alle Häuser weggenommen. In der Kirchen S. Aegidii, ist es 3. Eln hoch gestanden. Das Spithalfeld ist alles mit Wasser bedeckt gewesen / und hat biß an den Zischken Berg gedemmet. Anno 1436. wird dem Käiser Sigismunden / nach gestillter Unruhe in Böheim / das obgedachte Closter bey S. Jacob eingeraumt / dahin die Mönch wieder kommen / welchen auff heissem Fuß alle andere Ordens-Brüder / als Augustiner / Celestiner / Slowacken / Marien-Knecht / Teutsche Herren / Johanniter / zusamt den Nonnen im Closter S. Georgii, auff dem Schloß / gefolget seyn. Und ward hierauff der Römische Gottesdienst an solchen Orten / wie auch in der obgedachten Domkirchen zu S. Veit auff dem Schloß / wieder angerichtet. Als aber die Römisch-Geistlichen überhand nehmen wolten / auch der Hussiten Ertzbischoff Rockyzan / und andere ihre Priester von Prag weichen musten /

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_114.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)