Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 112.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hat / der auch daselbst begraben ligt. Boregk schreibet / daß / wo jetzund das Closter Strahoff / ein grosser und dicker Wald / zur Zeit Hertzogs Jaromiri, und seines Bruders Ulrici, gewest seye. König Uladislaus habe hernach das Closter von dem Gelde / so die Meutmacher wider ihn eins theils zur Straffe geben musten / von neuem auffbauen lassen / und es den Berg Sion genant: weil es auff diesem S. Petersberg ein solche Gelegenheit haben soll / wie mit dem Berge Sion in Orient / und derselbe jenem gleich seyn solle. Obgedachter Sadeler schreibet also: Von dem Schloß ein Weglein gegen Nidergang ist ein anders Closter / Prämonstratenser Ordens / ingemein der Strahow genennet. Ligt nächst an der Stadtmauer / auff einem ziemlichen hohen Hügel Petr’in / der ein Stück ist vom weissen Berg / und sich fast auff ein Meil Wegs erstrecket. Diß Closter hat gebauet König Uladislaus der Erste / wecher allda begraben ligt / und es den Berg Sion genennet / dieweil er von Bischoff Heinrichen von Olmütz / nach dessen verbrachter Räiß zum H. Grab / berichtet worden / daß die Gelegenheit dieses Bergs der Stadt Jerusalem gar ähnlich sey. Die Kirch ist im Hussiten-Krieg übel zugerichtet und zerstöret / neulich aber wiederum / sammt noch 2. deren eine S. Mariae Assumptae, die ander S. Rochi, beyden innerhalb deß Closters Ringmauren / stattlich und zierlich aufferbauet worden. Biß hieher dieser. Es wurden bald im Anfang in diß Closter Mönche Prämonstratenser-Ordens geführet / welcher seinen Ursprung von einem Praemonstratus genant / haben soll; der / wegen seiner Gottseligkeit beruffen war / und eine weisse Kleidung trug. Und dieses meldet Boregk / am 148. Blat. Sonsten wird S. Norbertus, zum Stiffter selbigen Ordens gemacht / dessen Gebeine auch hieher / in diß Closter von Magdeburg / zun Zeiten Käiser Ferdinands deß Andern / gebracht worden seyn. Und sagt Aubertus Miraeus in Fastis Belgicis, Mens. Jun. pag. 287. also: S. Norbertus, Magdeburgensis Archi-Episcopus, Candidi Ordinis Praemonstratensis Fundator, natus est Sanctis Cliviae oppido, in Dioecesi Coloniensi, quod à S. Victore, aliisque 300. Martyribus, Thebeae Legionis, Maximiani Imp. jussu, Anno salutis 298. eo loci, pro Christo, caesis, nomen habet, olim Trajana Colonia dict. Caeterùm Ordinis sui fundamenta jecit Norbertus Anno 1120. in Praemonstrato, dioecesis Laudunensis praedio; à quo totus Ordo cognomentum posteà induit. Obiit Anno 1134. Magdeburgi sepultus. Auß welchen Worten / unter andern / zu ersehen / daß gedachter H. Norbertus, gewesener Ertzbischoff zu Magdeburg / so Anno 1134. gestorben / der erste Stiffter dieses weissen Ordens seye / welcher nicht von einer Person / sondern einem Landgut / so den Namen Praemonstrati, gehabt / und an dem er Norbertus, Anno 1120. denselben angeordnet / geheissen worden / und hierinnen dem Miraeo sicherer / als dem besagten Boregk zu glauben seye. Der Benedictiner Mönch Romanus Hay, berichtet in seinem Anno 1648. zu Franckfurt gedrucktem Buch / Aula Eccles. und Hortus Crusianus genant / daß die Jesuiter vom Käiser gebeten / daß Ihre Majestät ihnen dieses Closter zu einem Lust-Ort / oder loco recreationis, eingeben solle. War aber vergebens / als der Abbt Ihrer Käiserl. Majestät einen Fußfall gethan hat / p. 102. Anno 1645. den 5. Febr. N. Cal. ward das jenige Marien-Bild / so die Schwed-Sächsische hiebevor zu Brandeiß bekommen / in einer stattlichen Procession, auß dem Schloß in diesen Strohhoff gebracht. In der Franckfurter Frühlings-Relation stehet p. 58. Es hätten die Schwedischen solches wieder umm zwölff tausend Gülden verkaufft / welches man dahin gestellt seyn läst. Ferners / war vor dem nächsten Böhmischen Krieg / auch der schöne Garten / neben dem Königlichen Schloß zu besichtigen / und noch: wiewol vielleicht die herrliche frembde Gewächs: Item / Granat-Aepffel / Pomerantzen / Citronen / Limonen / nicht mehr also / wie vordiesem / allda zu finden seyn mögen. Man hat auch daselbst Löwen / und andere frembde Thier unterhalten. Und ist in diesem Lust-Garten ein sehr schönes steinern Hauß / darvon ein gar lustiges Außsehen / und welches vorhin mit schönen Bildern gezieret war / und vielleicht noch. Obgedachter Aegidius Sadeler berichtet also: Weiter ist nicht weit vom Strahow gegen Mitternacht /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_112.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)