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Hauptmann allhie / das Volck / so zum Gebet zusammen kommen / überhaschet / in der Kirchen viel todt geschlagen / und die Roß auß dem Kelch von dem gesegneten Wein trincken lassen; Aber das folgende 21. Jahr kam den 3. May der Zischka für Jaromir / allda es erstlich hart hielte / und von seinem Volck auff die 1616. im Sturm todt blieben. Endlich ward accordirt / aber von den Taboriten der Vergleich nicht gehalten / sondern der Burger viel todt geschlagen / Frauen und Jungfrauen ins Wasser geworffen / und den 15. May 18. Pfaffen verbrennet. Anno 1423. im Augustmonat / ist diese Stadt / durch ein unversehenes Feuer / gar außgebronnen. Siehe Theobaldum vom Hussiten Krieg / und Boregk in der Böhmischen Chronik. Es findet sich anderswo / daß diese Stadt Anno 1448. und 1548. auch gantz außgebronnen ist. Käiser Carl der Vierte hat allhie ein Closter gestifftet / und geregulte Chor-Herren hinein gesetzt. In der Franckfurter Frühlings-Relation deß Jahrs 48. stehet / daß Jaromir 15. Meilen von Prag lige / und daß sie den 19. 29. Jenner dieses 1648. Jahrs von den Schwedischen außgeplündert worden.


Joachimsthal.

Dieses Thal / oder Ländlein / ligt auff Teutschem Boden / wird auch von Teutschen Leuten / so das Römische Reich lieb haben / bewohnet; aber von den Böhmen / wie Goldastus im 1. Buch vom Königreich Böheim / am 97. Blat redet / sequestrirt / und hat seinen eignen Hauptmann. Ligt gegen dem Voigtland im Gebürg / und seynd die nächste Ort herumb Gottesgab / Himmelstein / Hauenstein / Plat / S. Peter / Neukirchen / Neudeck / Klastenretz und Felixburg; darunter etliche / und zwar die meiste / Städtlein seyn sollen; davon wir aber keinen gewissen Bericht geben können. Wegen deß Bergwercks dieser Orten ist im Jahr 1516. an einem rauhen und ungebauten Ort eine Stadt / sonderlich durch Hülff und Vorsorg Graf Stephan Schlicken / deß Böhmischen Canzlars / zu erbauen angefangen worden. Casp. Bruschius, in Beschreibung deß Fichtelbergs / meldet also von diesem Ort: Es komt in die Weseritz ein Bach / doch nicht benamet / so durch Joachimsthal läufft / ein fast berühmte Berg-Stadt / durch gantz Teutschland / denen Herren Schlicken (im Jahr 1542. da er dieses geschrieben) zugehörig. Ist vor 36. Jahren ein klein elend Dörfflein gewesen / Conradsgrün genant / nun aber in solchen Reichthum und Gebäu / durch Silber erwachsen / daß wenig Städt in Teutschem Land seyn / die ihm der Grösse nach / verglichen werden mögen. Sonderlich aber hat solches Glück sich erhebt unter deß theuren Herrn / Herrn Stephan Schlicks Regiment / welcher wenig Jahr darnach / nachdem er von deß lieben Vatterlandes wegen / mit König Ludwigen in Ungarn / wider den Türcken gezogen war / jämmerlich ist gefangen / und in die Türckey weggeführet worden. Biß hieher Bruschius. Anno 1519. wurden allhie erstlich die Thaler geschlagen / so von der Stadt die Joachimsthaler genant worden / auff deren einer Seiten S. Joachims Bildnuß / auff der andern aber Anfangs deß gedachten Grafens / folgender Zeit aber König Ludwigs in Böheim gestanden ist. Es schreibet Dresserus, in seinem Städtbuch am 579. Blat / es seye Joachimsthal ein Lehen deß Königreichs Böheim / so vom Hauß Sachsen auff König Ferdinand den Ersten / in dem Teutschen Krieg / kommen seye: welches / wie es sich zu dem obstehenden schicke; der Sachen mehr Erfahrne erklären werden. Herr Johannes Matthesius, so von deß Doctoris Martini Lutheri Leben / und anders mehr geschrieben / auch eine Chronik von dieser Käiserl. freyen Berg-Stadt / wie sie genennet wird / gemacht hat / (welche Chronik wir zwar nicht gesehen) ist lang allhie Pfarrer gewesen; der von dieser Stadt folgenden Spruch geführet hat:

ECCe fLorent VaLLes CUM eVangeLIo

So ist der der Podagrische Nicolaus Hermann / so viel schöner geistreicher Psalmen / und darunter den; Wenn mein Stündlein vorhanden ist / etc. gemacht hat / allhie bey der

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_066.jpg&oldid=- (Version vom 28.11.2016)