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Böhmen verwüstet worden seye. An. 1620. als / wegen deß Freyherrn von Schmirschitz Verlassenschafft (darzu auch Gittzin gehöret hat /) zwischen Herrn Heinrichen Slavata / und einem Herrn von Wartenberg / so deß angedeuten verstorbenen Herrn von Schmirschitz 2. Schwestern zur Ehe hatten / Streit entstunde; und deßwegen Commissarien hieher geordnet wurden / so ist den ersten Hornung ein Soldat mit dem Pulver unvorsichtig umbgegangen / daß darüber das Schloß allhie zerschmettert / und die Herren Commissarien (darunter Herr Rudolph von Stubenberg war) mit ihren Dienern und Gefährten / deren auff die 60. oder mehr gewesen / alle / wie auch der besagte Slavata / und deß von Wartenberg Gemahlin / sammt dem Frauenzimmer / allen Dienern und Soldaten / so sie bey sich hatten / darauff gegangen. In dem Städtlein Gitschin ist gleichfals nicht geringer Schade geschehen / daß auch die Oefen und Fenster eingefallen und zersprenget worden seyn. Es ist folgends dieser Ort an Hertzog Albrechten von Friedland kommen / dessen Gemahlin allhie Hof gehalten. Und stehet in dem 4. Theil deß Theatri Europ. fol. 383. folgendes: Im Eingang deß Martii / Anno 1640. kam eine Zeitung auß / wie daß General Banner / in dem Carthäuser Closter / so nahend bey dem hinterlassenen Wallsteinischen Städtlein Gitschin gelegen / das Wallsteinische (oder Friedländische) Grab hab öffnen / den Kopff und rechten Arm von dem todten Leichnam weggnehmen / und beyde Stück darum in Schweden schicken lassen / weil dieser Herr (Hertzog von Friedland) seines Königs Gustavi Adolphi Erforderung in Teutschland / und hernach erfolgten Todfalls / eine Ursach gewesen seye: Darum man dieses Haupt und den Arm / zum Gedächtnuß anschauen / billich in Schweden führen sollen. Anno 1642. seynd die Schwedische zweymal hieher auff Gitschin kommen / und haben etwas Brandschatzung allda erhalten. Anno 1648. den 20. 30. Jenner / ward dieser Ort von ihnen / den Schwedischen / wieder überfallen und außgeplündert / so acht Meilen von Prag / wie die Frühlings-Relation deß gedachten Jahrs am 86. Blat / saget / gelegen ist.


Glatau.

Diese deß Königreichs Böheim Land-Stadt ligt nahend Schwihoff / Zinkow / Grunberg / Kasegowitz / Planitz und Kleinow (so in den Tafeln auch für Städtlein gezeichnet werden) und gegen Bäyern werts. Theobaldus, Königs Uladislai Bruder / so dem Käiser Friderico Barbarossae treulich in Italien gedienet / und darinn gestorben / ward hieher nach Glattau geführet / und allda im Dominicaner-Closter / so er gestifftet / begraben / wie Boregk sagt in der Böhmischen Chronick / am 166. Blat. Anno 1622. ist Glattau von den Polacken / so dem Hertzog auß Bäyern zugezogen / außgeplündert worden. Anno 1641. giengen General Pful und Wittenberg / mit acht Regimentern Schwedischen Volcks auß der Obern Pfaltz in Böheim / und hieher auff Glattau (so von theils unrecht Klattau geschrieben wird) und nahmen die besten Ort / als Tauß / Teinitz und dergleichen dort herumb / für sich ein; dardurch die Pässe / auß Böhmen / nach Regenspurg / gesperret wurden.

Hinter Glattau / auff einem hohen Felsen / liget das Schloß Raby / sammt einem Flecken / wie Boregk sagt / und die Landtafeln zeichnen / Stadt oder Städtlein: Johann Zischka / der Hussiten Feld-Hauptmann ist darfür gezogen / hat den Flecken unterm Schloß gewonnen / und darauff den 29. Mertzen deß 1421. Jahrs / frühe / wie die Sonne auffgieng / einen Anlauff an das Schloß thun lassen. Er selbsten stellete sich unter einen wilden Birnbaum; aber es schoß einer auß einer Feldschlangen unversehens vom Schloß in den Holtzbirnbaum / daß ihm ein Splitter in das ander gesunde Aug sprang / und es verderbete / daß er hernach blind gebliben ist; und eylete er von dannen nach Prag / daß er sich heylen ließ. Diese Histori ist in dem Schloß abgemahlet / aber es stehet dabey / es sey durch einen Pfeil geschehen; saget Theobaldus in der Hussiten Histori / part. 1. pag. 179.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_054.jpg&oldid=- (Version vom 30.4.2018)