Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 009.jpg

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Theils wollen / sie haben sich bey der Schlacht in welcher obernanter König Ariovistus, oder Ernst / auffs Haupt von den Römern geschlagen worden / befunden / nach welcher die Uberbliebene sich in Unter-Steyer begeben / daselbsten sie vom Druso, besagten Käisers Augusti Stieff-Sohn / überwunden worden; daher sie auß der Steyermarck / in Oesterreich und Mähren gezogen / daselbsten ihre Gehülffen / die Quaden / gelassen / und den vordern Theil deß Böhmerlands den Bojis abgenommen haben; welchen hernach der Mörbod / oder Maroboduus, zu Hülff kommen / den Krieg wider die Bojos fortgesetzt / dieselbe mit ihrem König Critasiro, auß dem Land gejagt / solches seinen Marcomannis eingeben / und ihr König worden seye. Sein Gebiet hat sich auch über viel andere Länder herumb erstreckt; aber in Böheim / so damals von den neuen Inwohnern / Marcomannia genant worden / und zwar zu Prag / wegen guter Gelegenheit deß Orts / hat er Hof gehalten. Als er aber bey den Teutschen / wegen deß Argwohns / als wolte er auff sein Geschlecht die angemaste Herrschafft bringen / und auch deß Bunds halber / den er mit den Römern / (wider welche er zuvor / von den Teutschen / durch freye Wahl / und gutwilliger Unterwürffigkeit / zu einem Feld-Obristen erwählet worden) gemacht hatte / angefangen verhaßt zu werden; so ward er zugleich deß Teutschen und Böhmischen Reichs / vom Harminio Cherusco, den die Teutschen wider ihn auffgeworffen / beraubet. Aber / nachdem besagter der Cheruscer Fürst Harminius oder Hermann / (welcher Böheim dem Teutschen Volck unterthänig gemacht / und sonsten viel Länder / als Westphalen / Sachsen / die Marck Brandenburg / Meissen / Hessen / Thüringen / wie sie heutiges Tags genennet werden / und andere mehr / inngehabt / und nach der Königlichen Hochheit gestanden) auß List und Betrug seiner Befreunden / umbs Leben kommen: so hat Maroboduus sein Königreich Böheim wieder erlanget / solches auch wider die Römer beschützet; ist aber auff ein neues / und zwar gäntzlich / von einem edlen Jüngling / Namens Gottwald / oder Catualda, auß den Gotonis, so vorhin / wegen seines / deß Marobodui Gewalts / flüchtig gewesen / auß dem Königreich Böheim verjagt worden. Er / der Mörbod / hat vom Käiser Tiberio erlangt / daß er zu Ravenn in Italia als ein Fürst / sich auffhalten dörffen / daselbst er auch im Jahr Christi 40. gestorben ist. Dem besagten Catualdae gieng es auch nicht besser; dann er wurde vom Jubilio, auß dem alten Königlichen Stamme bey den Hermunduris entsprossen / auch auß Böheim zu den Römern gejagt; die ihn / zu Lohn seiner Treulosigkeit am Mörbod verübt / auffgenommen und versorget: besagter Jubilius aber hat bey den Marcomannern in Böheim / biß auffs Jahr Christi 52. regiret: wer ihme in selbigem Königreich succedirt habe / das ist nicht auffgezeichnet. Dann Vannius, und seine Enickeln von seiner Schwester / Vangio und Sido, haben in Mähren / als von den Käisern Tiberio und Claudio, dahin gesetzt / regiret. Käiser Domitianus, wie auch die Käiser Trajanus und Antoninus Pius, sonderlich aber M. Aurelius Antoninus Philosophus, haben folgends mit den Marcomannern und Quaden / das ist / den Böhmen und Mährern / viel zu thun gehabt. Im Jahr Christi 252. seyn selbige Völcker / mit den Sarmatiern oder Scythen / ins Griechenland gefallen. Anno 262. hat Attalus, der Marcomanner in Böheim König / gelebt; dessen Tochter Piparam, Käiser Gallienus geheurathet / und seinem Schwäher einen Theil von dem Obern Pannonia eingegeben. Anno 271. unter dem Käiser Aureliano, seyn die Marcomanner / mit den Quaden und Sarmatiern in Italien eingefallen / und von ihme dem Käiser / zurück getrieben worden. Anno 304. seyn die Marcomanner und Quaden / von den Käisern Diocletiano und Maximiano, überwunden worden. Anno 306. hiesse der Marcomanner König Osinuchus. Im Jahr 358. seyn dieselben / samt den Quaden und Sarmatiern / als sie in Pannoniam gefallen / vom Käiser Constantio II. und Juliano Caesare überwunden / und zurück getrieben worden. Deß Jahrs 373. haben die Römer ihnen Ursach geben / sonderlich / als ihr König Gabinius treuloser Weise / über der Mahlzeit umbgebracht worden / daß sie über die Donau gesetzt / alles in Oesterreich und selbigen Landen verherget / und Aglar / oder

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_009.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)