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Adolf Philippi.
(Selbstbiographie.)

Da jeder geringste von uns einmal seinen Nekrolog bekommt, so werde auch ich dem nicht entgehen. Ich halte es aber für richtiger, daß das jetzt geschehe, wo ich aufgehört habe, zu den Mitgliedern der Zunft zu zählen, als daß später, wenn ich buchstäblich zu den νεκροί gehöre, jemand noch Mühe davon habe. Als die Redaktion mir freundlich gestattete, diesem unbekannten Jemand die dann vielleicht noch weniger als jetzt gerechtfertigte Arbeit vorwegzunehmen, mag sie gedacht haben, daß, wenn auch niemand seit Thales’ Zeiten zu völliger Selbsterkenntnis durchgedrungen ist, doch ein einigermaßen verständiger Mensch immer noch etwas besseres über sich zu sagen wissen wird, als ein anderer später über ihn berichten könnte. –


Geboren bin ich am 11. Januar 1843 in Osterholz, einem nicht weit von Bremen zwischen Wald und Wiesen reizend gelegenen Marktflecken. Der Ort bot in hannoverschen Zeiten als Sitz mehrer Behörden, Garnison einer Husarenschwadron und Mittelpunkt eines kleinen Verkehrs umwohnender Leute verschiedener Interessen und Stellung mehr Leben und Anregung als manche viel größere altpreußische Stadt. Nach der Annexion im Jahre 1866 beschränkte die sparsamere preußische Verwaltung den menschenreichen Apparat. Auch die blauen Gardehusaren verschwanden. Es entstanden Fabriken, und eine Eisenbahn führte die Menschen, die früher durch den Ort kommen mußten, daran vorüber oder höchstens zu flüchtigem Aufenthalt oder eiligem Geschäfte heran, und verschwunden war das Idyll, und an seiner Stelle liegt jetzt eines der vielen schnell anwachsenden, stadtartigen, bäurischen Industriedörfer, von wo, wer nicht bleiben muß, bald und gern nach der wirklichen Stadt übersiedelt. Mein Vater war Rechtsanwalt und hatte sich eine hübsche, kleine eigene Besitzung geschaffen. Dort wuchs ich auf mit fünf Geschwistern in der glücklichen Mitte zwischen

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Verschiedene: Biographisches Jahrbuch für Alterthumskunde, 18. Jahrgang (1895). S. Calvary & Co., Berlin 1896, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Biographisches_Jahrbuch_f%C3%BCr_Altertumskunde_18_160.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)