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Emil Hübner: Bildnis einer Römerin, Marmorbüste des Britischen Museums (die sogenannte Clytia)

Vermittelung mit dem Theil des Geräthes, welchem die Köpfchen als Schmuck und Abschluss gedient zu haben scheinen; bei dem zweiten erscheint er in doppelter Verwendung, nach oben wie nach unten gerichtet. Vielleicht gilt dasselbe von dem kleinen bekränzten Kopf der Kopenhagener Sammlung, von dem die Abbildung auf Taf. III Fig. 7 nach einer mir von Heydemann mitgetheilten Skizze gemacht worden ist. Ein vierter kleiner Kopf, im Museum zu Basel und wahrscheinlich aus Augst (Augusta Rauracorum) herstammend[1], ist mir in einer Photographie, nach der die Abbildung auf Taf. III Fig. 5 gemacht ist, von Hrn. Professor W. Vischer in Basel freundlichst mitgetheilt worden. Ob auch dies Köpfchen, das Bildniss eines kleinen Mädchens, an einem Geräth als Schmuck angebracht war, lässt sich nicht sagen. Das Blattornament erscheint hier nur vorn und außen angebracht; ähnlich, wie an den nachher zu erwähnenden Marmorbüsten. Im brittischen Museum befinden sich nach Murray’s Mittheilung zwei kleine Satyrbüsten und ein Mänadenköpfchen von Erz mit Blattkelchen, alle drei von Geräthschaften herrührend[2]. In Zürich ist eine fragmentierte Büste einer Frau (0,07 M. hoch), vielleicht Ansatz eines Gefäßes; die Schultern sind mit Gewand bedeckt, um die Brust zieht sich ein Blätterkelch, in welchem ein undeutlich gebildetes Thier (Kaninchen?) sichtbar ist; von geringer Arbeit[3]. Es ist vielleicht kein Zufall, daß größere Bronzeköpfe mit dem analogen Fuß des Blätterkelchs sich nicht erhalten zu haben scheinen.

Der Erzarbeit parallel geht auch hier die Arbeit in gebranntem Thon. Ein anmuthiges Werk dieser Technik von attischer Herkunft, die sitzende Gestalt der Aphrodite, wie es scheint, mit zierlichem Haarputz, ist auf Taf. III Fig. 4 nach einer Photographie, die ich E. Curtius verdanke, abgebildet. Die blumenkelchähnliche Umgebung der Figur erinnert an das daneben abgebildete Stackelbergische Akroterion; in den beiden erhobenen Händen hatte sie vielleicht Spiegel und Kranz oder ähnliche Gegenstände[4]. Wenn die spätere Kunst die in den Lorbeer verwandelte Daphne zuweilen darstellte als aus dem Baum nur noch mit


  1. Für daherstammend galt er wenigstens, wie Vischer schreibt, in der Sammlung in welcher er sich früher befand, der der Frau Werthemann, einer Tochter des Herrn Burkhardt-Wild. An der Aechtheit ist, wie der Augenschein lehrt und Vischer ausdrücklich angiebt, nicht zu zweifeln.
  2. Der eine der beiden Satyrn ist abgebildet in den von der Dilettanti society herausgegebenen specimens of antient sculpture II (1835) Taf. 57. Der Akanthoskelch ist nur äußerlich vorn angebracht, ähnlich wie an dem Baseler Köpfchen.
  3. Benndorf die Antiken in Zürich (Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich Bd. 17 Heft 7; Zürich 1872) S. 136 Nr. 95.
  4. Dieser Terracotta ähnlich ist vielleicht ein kleines Elfenbeinwerk ‚Venus, die dem Kelche einer Lotosblume entsteigt‘, früher in der Sammlung der verstorbenen Frau Sibylla Mertens-Schaaffhausen, nach der Notiz von E. aus’m Werth in den Bonner Jahrbüchern 27, 1859 S. 96.
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Emil Hübner: Bildnis einer Römerin, Marmorbüste des Britischen Museums (die sogenannte Clytia). Berlin: W. Hertz, 1873, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bildnis_einer_R%C3%B6merin_21.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)