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Ruhe auf der Flucht.
Von Ferdinand Bol.


Matt von der Flucht – entronnen kaum dem Tod,
     Den ein Tyrann dem holden Kinde sinnt,
     Das sie am warmen Busen bettet lind,
Vergisst im Schlaf die Mutter ihre Noth!

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Der Vater wacht – bleich schaut er auf das Brot,

     Das einzige – und eine Thräne rinnt
     Vom Aug’ – in banger Sorg’ um Weib und Kind
Harrt er voll Angst auf’s neue Morgenroth.

Der Himmel hängt in Wolken trüb’ und schwer

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Wie düstrer Zukunft Vorhang drüber her,

Rings liegt Geräth und Handwerkszeug zerstreut –

Das müde Lastthier senkt den Kopf zur Erde –
Und ach! ihr Weg, er führt sie noch so weit
Durch Noth des Lebens und der Welt Beschwerde!



Empfohlene Zitierweise:
Text von Julius Hübner: Bilder-Brevier der Dresdner Gallerie. Verlagsbuchhandlung von Rudolf Kuntze, Dresden 1857, 1859, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bilder-Brevier_der_Dresdner_Gallerie.pdf/112&oldid=- (Version vom 31.7.2018)