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Auch ich klagt einst mit meinem Bruder trübe,
Daß früh verloren wir der Eltern Liebe,
Verloren, ach, die traulich lieben Räume,
Wo wir verlebt der Jugend frohe Träume,
Verloren früh die Auen, Fluren, Wiesen,
Wo wir so viele Blumen sahen sprießen,
Wo leider auch manch Leid in schweren Stunden
Im jungen Herzen wir zuletzt empfunden,
Als nach des Vaters Tod Pfarrhauses Pforten
Frühzeitig bitter uns verschlossen worden! (1837 im August)
„Wohin? Wohin?“ war da die bange Frage,
Die dumpf hineinklang in der Kindheit Tage.
Und frohe Antwort da Gottlob! erklang,
Die ich vergesse nicht mein Leben lang.
Am Rezatfluß ward da gebaut ein Haus,
Von dem ein Rettungsruf uns klang heraus.
     „Kommt her zu mir, ihr beiden Mayerlein,
     Ihr sollt von nun an meine Kinder sein!
     Für euch ist auch hier Schutz und Hilf’ bereit,
     Daß ihr von Not und Sorge seid befreit!
     Mein Herz gehöret euch, mein Mund und Gut,
     Daß unter meinem Dach ihr sicher ruht!“
Und was der edle Retter da verhieß,
Klang uns in Herz und Ohr so tröstlich süß,
Daß es für uns wie Gottes Stimme war,
Die uns von Not befreite und Gefahr!
Das neue Haus und Heim am Rezatstrand,
Ward Arche uns und neues Heimatland.
Und viele segensreiche Tag’ und Zeiten
Sah’n, treu behütet, wir vorübergleiten.
Von guten Hirten wurden wir gehegt
Und unsers Lebensganges Grund gelegt;
Zumal der Grund, auf dem wir ohne Grauen
Auch später konnten richtig weiter bauen.
Wie hast Du, güt’ger Vater, oft gelegt
Die Hand auf’s Haupt uns, sprechend frohbewegt:
     „Bist Du, mein Sohn, gern in dem Hause hier?
     Und fehlet nichts, wie einst zu Hause, Dir?
     O sei nur fromm, gehorsam, fleißig gern,
     Das freuet mich, noch mehr Gott, deinen Herrn!
     Gib deine Hand mir drauf, mein lieber Sohn!“