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 Der Haupttag wurde frühmorgens durch Choralmusik vom Stadtturm eingeleitet. Gäste kamen von allen Seiten, den Hauptzuzug brachte die Bahn vormittags 9 Uhr. Es war uns besondere Freude, daß auch hohe und höchste kirchliche und staatliche Behörden dem Waisenhaus wieder ihr Wohlwollen durch ihre Festteilnahme bewiesen. Herr Oberkonsistorialpräsident Exzellenz D. Dr. von Bezzel war von Triesdorf her im Wagen gekommen. Die Stadt hatte sich ins Festgewand geworfen. Neben dem reichen grünen Schmuck begrüßte farbige Fahnenzier am sonnigen Morgen die ankommenden Gäste.

 Um 9 Uhr bewegte sich der Festzug unter Geläute aller Glocken und Posaunenmusik vom Waisenhaus zur Kirche. Den Waisenhauszöglingen folgten die Vertreter hoher und höchster Behörden, die städtischen und kirchlichen Korporationen und Kollegien, die Geistlichkeit des Kapitels Windsbach, das Direktorium und die übrigen Festgäste. Der hochwürdigste Herr Präsident des K. Oberkonsistoriums, der an diesem Tage zugleich Festprediger war, wurde von den beiden Ortsgeistlichen im Ornat geleitet. In dem geschmückten Gotteshause erwartete eine zahlreiche Festgemeinde den Zug. Der Gottesdienst, bei dem S. Exzellenz auch als Liturg am Altar waltete, bewegte sich in der Form eines feierlichen Hauptgottesdienstes. Eingangslied: Nr. 442. Altarlektion: Joh. 8, 28–36. Hauptlied: Nr. 332, 1–4; zum Schlusse V. 8.

 Eingelegter Gesang der Zöglinge: Lied Nr. 7, V. 1, 5 und 12.

 Predigt und Kanzelgebet lassen wir folgen.

Mein Jesus rufet mich und heißt mich mit Ihm ziehen,
In Arbeit und Geduld mich mit Ihm zu bemühen.
Ach ja, ich gehe mit, mein Heiland, geh’ voran,
Damit in Deiner Kraft ich freudig folgen kann! Amen.

 
 
 
 
 

Joh. 17, 17:
Heilige sie in Deiner Wahrheit; Dein Wort ist die Wahrheit.

 In dem Herrn Christo Geliebte! Jubiläen feiern wird immer schwerer, je häufiger es geschieht. Entweder betont und belobt man die Gegenwart auf Kosten der Vergangenheit, als ob sie nicht Kind und Erbe der aus früheren Tagen überkommenen und übernommenen Gaben, Kräfte und Errungenschaften wäre, oder man blickt mit sehnsüchtigem Verlangen in die Vergangenheit zurück, in der alles so groß und reich und licht war, als ob sie Gottes Treue erschöpft und der heilige Geist die Kraft zum Fortschreiten verloren hätte. Man weiß nur von kümmerlichen Tagen des Jetzt zu sprechen und macht den zum Lügner, der alle Tage bei uns sein und erhellen will. Die Kirche Christi will und kann nicht Jubelfeste in froher Augenblicksbegeisterung noch in trüben