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noch die wesentlichsten Stücke des gewöhnlichen Kinder-Unterrichts in der Religion.[1] Dieß bringt mich also auf die Behauptung, daß selbst ein Grund der Schwärmerey mit im ersten Religions-Unterricht (wie er gewöhnlich ist) liege, und liegen könne. Ein Mann, der in seiner Jugend immer nur vom Glauben ergreifen Jesu, aber desto weniger von den Verpflichtungen zur Tugend; immer nur von ewiger Höllenpein, aber desto weniger vom eigenen seeligen Lohn des Bewustseyns, Gutes gethan zu haben, und von den Ansprüchen der Menschenliebe; immer nur vom Höllenweg, aber nicht von den Verpflichtungen der Christen bey unschuldigen, erlaubten Freuden und Ergötzungen; immer nur von der einzigen Erlösung durch Christum, aber nicht vom wahren Wehrt eigener Rechtschaffenheit und Frömmigkeit; immer nur vom Blutströpflein Christi, von der Ruchlosigkeit der Welt, von der Verdamniß der Menschen, vom Zorn Gottes etc. etc. ein Mann, sage ich, der in seiner Jugend nur immer davon gehört hat, immer angewöhnt wurde, sich unter Religion eigentlich nur heiliges Puppenspiel, unter Welt und Menschen sich aber das Verwerflichste,


  1. Besonders da, wo ich schreibe.
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Anonym: Beytrag zur Geschichte der Schwärmerey in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 538. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beytrag_zur_Geschichte_der_Schw%C3%A4rmerey.pdf/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)